Klavierkunst Die amerikanischen Zwillinge am Klavier

Düsseldorf · Christina und Michelle Naughton sind am Freitag zu Gast beim Klavier-Festival Ruhr im Schumann-Saal.

Das Klavierduo Christina und Michelle Naughton tritt am Freitag im Robert-Schumann-Saal auf.

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Zwillingen wird nachgesagt, dass sie eine ganz besondere – vielleicht sogar transzendente – Verbindung zueinander haben sollen. Inwieweit diese Mythen der Wahrheit entsprechen mögen, ist im Endeffekt zweitrangig, und wirklich wissen, wie es sich anfühlt, eineige Zwillinge zu sein, dürften nur die Menschen, auf die dies selbst zutrifft. Im vierhändigen Klavierspiel kann eine so enge Verbindung sicherlich nicht von Nachteil sein. Denn gilt der harmonische Gleichklang der musikalischen Bögen, das gemeinsame Atmen, das Verschmelzen zu einer die Musik gemeinsam schöpfenden Einheit als Ideal für diese diffizile Kunstform.

Natürlich gibt es auch – beispielsweise Ehepaare oder gute Freunde – andere Paarungen, die zu zweit am Klavier sitzend hervorragend funktionieren, doch scheint es im Falle von Zwillingen noch einen Deut mehr an „Verbindung“, an Mystik zu geben. Und damit wäre der Bogen zu den amerikanischen Zwillingsschwestern Christina und Michelle Naughton gespannt – denn diese sind Zwillinge und spielen vierhändig. Und wie sie uns im Gespräch über den Ozean hinweg am Telefon verraten – Zwillinge am Hörer auseinanderzuhalten ist nicht wirklich keine leichte Kunst – fühlen sie sich, wenn sie gemeinsam Klavier spielen, nicht selten als wären sie eine Person. Können sogar zwischendurch vergessen, wer von den beiden was gerade spiele, berichten sie. Doch habe es auch Zeit gebraucht, um sich an dies zu gewöhnen, gestehen sie. Wieviel Mythos und wieviel persönliche Perception darin stecken mag, kann der äußere Betrachter nur schwerlich sagen. Dass die beiden an ihrem Instrument eindrucksvoll harmonieren, lässt sich aber auch von außen bei ihren Auftritten erspüren.

Das Duo besucht im Rahmen des Klavier-Festival Ruhr, das gerne auch in Düsseldorf Station macht, am Freitag den Robert-Schumann-Saal. Und die aus Wisconsin stammenden Schwestern, Jahrgang 1988, geboren in Princeton in New Jersey, haben ganz zielgerichtet Musik aus ihrer Heimat im Gepäck. Das sei ihnen eine Herzensangelegenheit, erzählen sie uns. Denn diese Musik vereine so viele Einflüsse aus allen Richtungen in sich, dies sei besonders reizvoll. Unter dem Titel „Candide“, der schon verraten mag, in welche Richtung dieser Abend gehen wird, lassen sie Musik Leonard Bersteins und John Adams’ hingegen auf Poulenc, Mozart und schließlich Rachmaninow treffen. Aber durch eine Transkription von Bernsteins überbordendem Musiktheaterstück „Candide“, gefolgt von „Short ride in a fast machine“ von Adams dürfte der Stempel für diesen Abend fest aufgedrückt sein. Dabei ist den Zwillingen allerdings sehr wichtig, dass wenn sie Transkriptionen spielen, die von den Komponisten selbst oder zumindest von Menschen aus deren Nähe stammen. Dies sei sowohl bei dem „Short ride“ als auch bei „Candide“ gegeben, das von einem Schüler Bernsteins, Charlie Harmon, geschaffen worden sei, sagen sie uns.

Doch der Abend wird mit Poulencs „Sonate pour piano à quatre mains“ beginnen und sich im letzten Teil über Mozarts Fuge für zwei Klaviere KV 426 hin zu Rachmaninows Suite Nr. 2 für zwei Klaviere op. 17 entwickeln. Somit steht neben dem vierhändigen Spiel die noch diffizilere Kunst des Harmonierens zweier Instrumente auf dem Programm.

Für das Konzert am Freitag, 20 Uhr, im Robert-Schumann-Saal (Kunstpalast, Ehrenhof) gibt es Karten zwischen 26 und 61 Euro. Weitere Informationen: