„Die großen Partien werden zu anstrengend“
Interview: Opernsängerin Jeanne Piland spricht über ihre Rolle in den „Karmeliterinnen“ und warum sie bei den Proben weinen musste.
Düsseldorf. Mozart, Strauss, das französische Repertoire - der Erfahrungsschatz der 65Jahre alten Mezzosopranistin Jeanne Piland ist ebenso beeindruckend wie ihr Können. Jetzt übernimmt sie in der Oper "Dialogues des Carmélites" von Francis Poulencs die Rolle der Mère Marie. Premiere ist am 22.Oktober. Im April 2011 veranstaltet die Rheinoper ihrem langjährigen Mitglied zu Ehren eine Gala.
Jeanne Piland: Ich hatte einen Probentag, an dem ich nicht aufhören konnte zu weinen. Wenn man zu sehr in die Thematik hineingeht, ist man so bewegt, dass man kaum mehr singen kann.
Piland: Mère Marie ist die Strenge unter den Karmeliterinnen, eine Aristokratin, die an die Notwendigkeit des Martyriums glaubt. Das Stück spielt ja zur Zeit der Französischen Revolution. Dabei werden alle Schwestern des Karmel-Klosters hingerichtet. Ironie des Schicksals: Ausgerechnet die zum Opfertod aufrufende und zu sterben bereite Marie ist die einzige der Schwestern, die davon abgehalten wird zum Schafott zu gehen.
Piland: Alle Partien in diesem Stück sind sehr anspruchsvoll. Bei meiner ist die Schwierigkeit, dass sie abwechselnd sehr hoch und sehr tief liegt. Außerdem ist sie nicht sehr zusammenhängend, obwohl man insgesamt viel zu singen hat. Das macht die Sache nicht ganz einfach.
Piland: Das weiß ich nicht. Ich habe mich von vielem verabschiedet. In diesem Jahr sang ich zum Beispiel meine letzte Kundry in Wagners Parsifal, obwohl ich die Partie sehr liebe. Mein Timbre klingt noch jung, aber die großen Partien werden für mich zu anstrengend. Und ich will nicht unter meinem eigentlichen Niveau singen.
Piland: Nein, auch wenn mir das oft angeboten wird. Die Charakter-Rollen passen nicht so gut zu mir. Dafür wirkt meine Stimme auch noch zu jugendlich.
Piland: Ein Abschied von der Bühne noch nicht, auch wenn ich altersbedingt in den offiziellen Ruhestand gehe. Ich werde aber weiter singen und natürlich noch lange unterrichten.
Piland: Ich habe viele meiner alten Weggefährten eingeladen, auch aus New York. Hatte das Glück, mit großen Stars zu singen. Zum Beispiel bin ich mit Jessye Norman befreundet. Wir hatten dieselbe Lehrerin. Leider sind viele Kollegen an dem Tag verhindert oder singen nicht mehr. Einige sind auch schon tot. Wer nun wirklich kommt, möchte ich aber heute noch nicht verraten.