Kultur Kompakt Die hohe Kunst des Taiko-Spiels

Düsseldorf. · Das Ensemble Kokubu aus Osaka trommelte im Capitol-Theater.

 Die Ensemblemitglieder von Kokubu trainieren täglich, um die absolute Perfektion zu erreichen und eins zu werden mit der Taiko-Trommel.

Die Ensemblemitglieder von Kokubu trainieren täglich, um die absolute Perfektion zu erreichen und eins zu werden mit der Taiko-Trommel.

Foto: ja/think tank ART

Japanische Trommelgruppen sind derzeit viele zu Gast auf Düsseldorfs Bühnen und bilden dabei die Vielfalt der Taiko-Tradition eindrucksvoll ab. So auch das Ensemble Kokubu aus Osaka, das sich die Bewahrung des ursprünglichen Trommelspiels ohne große Showeffekte auf die Fahnen geschrieben hat. Am Sonntagabend führten Kokubu das Publikum im Capitol-Theater wortwörtlich ein in die hohe Kunst des Taiko, eben des Spiels auf verschieden großen Trommeln. Denn jedem der zehn Stücke, ging eine gesprochene Einleitung voraus, die in poetischen Worten Inhalt und Geschichte des Stücks beschrieb. So lernte das Publikum, dass vor rund fünf Jahren „Tombo“ (jap. für Libelle) entstand. Es richtet sich an die Hinterbliebenen und Überlebenden des Reaktorunfalls in Fukushima, soll ihnen Kraft geben und sie dabei unterstützen, nach vorne zu schauen.

„Mitsuya“ (jap. für drei Pfeile) beschreibt eine Weisheit, die schon die Samurai vor mehr als 600 Jahren beherzigt haben. Denn sie beschwört die Einheit der Familie und die Kraft, die sie gibt, wenn Entscheidungen zu treffen sind. Entsprechend wird dieses Stück auch nur von drei Trommlern der 16-köpifgen Gruppe gespielt.

Ensemblegründer Chiaki Toyama bereitet die jungen Männer und Frauen nach traditioneller Art auf die Tourneen vor. Tägliche Proben bis zur Perfektion sind dabei eine Voraussetzung, denn nach traditioneller Taiko-Lesart, ist nur der Spieler wirklich perfekt, der eins ist mit seiner Trommel, weil nur dann die Energie auch auf das Publikum übertragen werden kann. So gesehen, muss dem am Sonntagabend im Capitol-Theater auf jeden Fall so gewesen sein, denn spätestens bei dem Stück „Shunka“ (jap. = Frühling und Sommer) bebte der Saal und alle konnten den Rhythmus fühlen. Claudia Hötzendorfer