Fotokünstler Düsseldorfer Fotokunst lebt auch nach dem Photo Weekend weiter
Düsseldorf · Fünf Künstler, die hier leben und arbeiten, zeigen ihre Werke. Sie fanden sogar neue Ausstellungs-Standorte.
Das Photo Weekend ist längst nicht mehr nur auf drei Tage beschränkt. Viele Ausstellungen, die für dieses Ereignis konzipiert wurden, laufen noch mehrere Wochen. Erstaunlich viele Düsseldorfer Künstler zeigen ihre Werke, und zwar in neuen Ausstellungsorten.
Großzügig sind die Räume an der Gladbacher Straße 46 in den Sipgate Shows. Sie werden vom Internet-Telefonie-Anbieter Sipgate finanziert, der seine Zentrale in der Nähe hat. Der Künstler Cornelius Quabeck leitet diese neue Galerie. Den Einstand geben die ehemaligen Becher-Schüler Simone Nieweg und Laurenz Berges.
Berges gilt als Chronist der Abwesenheit. Er betreibt eine Spurensuche in verlassenen Häusern, die dem Braunkohletagesabbau zum Opfer fallen. Ausschnitte aus Wohnräumen, scheinbar belanglose Tapeten und verhangene Fenster nimmt er auf. Diese vernachlässigten, vom Leben verlassenen und dem Abbruch preisgegebenen Räume erwachen unter seiner Lichtregie zu neuem Leben. Sie werden vom einfallenden Tageslicht erhellt und in eine malerische Stimmung versetzt. Schärfe, Klarheit und gleichzeitig ein Hauch Poesie wohnt diesen Interieurs inne. Aus der Serie „Früh auf – danach“ zeigt er eine Aufnahme, in der sich das Tageslicht im Fenstervorhang wie eine Licht- und Farberscheinung bündelt. Ein Lichtfleck gibt der alten Tapete einen leichten Farbschimmer.
Auf einer alten Straße im Gebiet von Mecklenburg-Vorpommern
Sachlich und poetisch, dokumentarisch und lyrisch sind auch die Fotos von Simone Nieweg. Ihr Interesse gilt den Bäumen in der Landschaft, oder genauer, dem Tageslicht, der Perspektive, dem Ausschnitt und den Farben. An der ehemaligen innerdeutschen Grenze in Mecklenburg-Vorpommern trifft sie auf eine alte, schmale Allee, die über Jahrhunderte hinweg unverändert blieb. Sie liegt in einem waldigen, leicht hügeligen Gebiet und führt in ein schattiges Blau hinauf. Der Blick des Betrachters wandert an den Bäumen im fast kalten Schlaglicht empor auf die leichte Erhebung bis zur Stelle, wo die Bäume einen Flecken Himmelslicht frei geben. Immer geht es der Künstlerin um zwei Standorte für das Licht, eines in der Ferne und eines gleichsam auf der Vorbühne. Ein anderes Motiv; „Im Mittagslicht am Mont Ventoux“, enthält gleichfalls zwei Licht- und Farbräume. Das Licht in der Mitte fällt fast senkrecht in eine Lichtung.
Natascha Borowsky und Josef Schulz, beides Becher-Schüler, stellen in der Sittart-Galerie im Atelierhaus Sittarder Straße aus. Natascha kam über die Kunststiftung nach Mumbai, wo sie eine menschenleere Millionenstadt erlebte, als gerade ein Staatstrauertag angeordnet wurde. Sie zeigt die sonst brodelnde Stadt in der Umkehrung dessen, wie man sie sonst erlebt. Josef Schulz war Stipendiat der chinesischen Partnerstadt Chongqin, einer 32-Millionen-Stadt mit Smog und Dunst. Er fuhr zunächst zwei Wochen lang mit den vielen oberirdischen Stadtbahnen herum, um sich einen Überblick zu verschaffen. Daraus entstand eine 16-Kanal-Video-Arbeit, in der die Motive wie am Fahrgast vorbei rauschen. Parallel dazu zeigt er Stadtpanoramen mit Hochhäusern, deren Motive er übereinander legte. Dadurch verwischen sich einige Motive, während andere wie Landmarken herausgehoben sind.
Koesters Bilder in einer neuen Galerie für Kuchen und Kunst
Thomas Koester, Meisterschüler von Katharina Sieverding, stellt im einsamen Haus Reisholzer Werftstraße 73 am Rhein aus. Dort gibt es die Café-Galerie „Töchter und Söhne“, die von Vera und Eve Sattler betrieben wird. Wer will, kann an Holztischen Platz nehmen, Kaffee trinken und Kuchen essen. An den Wänden hängen Koesters großformatige Abzüge. Sie zeigen Londoner Wohnhäuser, durch den raffinierten Ausschnitt eines Torbogens gesichtet. Andere Motive enthalten einen Steg zwischen Meer und Land in Riga, einen Clochard unter einer Wärmeplane in Seoul oder einen Zigarettenschmuggler in Berlin.
Info: Sipgate Shows, Gladbacher Straße 46, bis 10. Mai. „Töchter und Söhne“, Reisholzer Werftstraße 73, Mittwoch bis Sonntag 12-17 Uhr; Sittart-Galerie bis 17.3.