Goethe-Museum hat wieder geöffnet Der erste Chatbot von Goethe via App

Meinung | Düsseldorf · Gastbeitrag Nach aufwendigen Renovierungsarbeiten hat das Goethe-Museum im Schloss Jägerhof wieder geöffnet. Sein Direktor ermuntert zum Besuch in der digital gestützten Ausstellung.

Christof Wingerts­zahn vor dem Goethe-­Museum.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Wissen Sie was, sagte Goethe, es geht den Leuten allen herzlich schlecht. Man verschrumpft zu Hause. Gehen Sie ins Museum! Nun ja, den letzten Satz hat er so nicht gesagt, aber gedacht. Gehen Sie also in das Düsseldorfer Goethe-Museum. Endlich ist es nach den Baumaßnahmen wieder geöffnet. Die neuen Elektroverteilungen und die Brandmeldeanlage sind versteckt, aber effektiv. Die Stadt hat dankenswerterweise viel Geld dafür investiert.

Wir zeigen mit erneutem Elan die Sonderausstellung „Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen: Uecker – Hafis – Goethe“. Nun lässt sich weiter erleben, wie der berühmteste persische Dichter den Klassiker Goethe zu meisterlichen Gedichten und den Künstler Günther Uecker zu ungewohnt farbigen Bildern inspirierte: eine heitere Übersicht des „beweglichen Erdetreibens“ (Goethe). Im Gartensaal umleuchten einen die farbkräftigen Siebdrucke wie auf einer Plaza. Ein Mann in Hemdsärmeln erzählt: „Da fährt man jahrelang am Schloss vorbei und denkt sich nichts, heute gehe ich hinein – und finde ein Kleinod.“ Dann lehnt er sich zurück und sagt leise: „Das ist einfach nur schön!“

Hier wird auch fündig werden, wer sich wünscht, dass der Bildung voller Saft durch seinen Sinn erschölle: wenn er etwa Goethes interkulturelle Bemühungen um das Arabische und den Koran dokumentiert sieht. Wir zeigen übrigens genauso viel Uecker wie Goethe. Dass Verse und Schrift des Schweigens und der Lücke bedürfen, lassen einen viele handverlesene Kunstwerke Ueckers zum Thema Buch innewerden. Vernagelte Bücher und rätselhaft schöne Schriftzeichen sind zu sehen. Wollen sie reden, oder ruhen sie in sich selbst?

Und wissen Sie, dass Goethe – wie kürzlich der Bundespräsident – im Harz gewandert ist? Das Brocken-Stammbuch beweist, dass er am 4. September 1784 vom deutschen Blocksberg schaute. Er kommentierte die Aussicht mit einem lateinischen Zitat: Wer könne Gott und den Himmel finden, wenn er nicht selbst Teil am Göttlichen habe? Im selben Raum steht das große Modell von Goethes Wohnhaus am Weimarer Frauenplan mit abhebbarem Dach, das die Fotografin Candida Höfer 2012 in ein Großfoto gebannt hat. Wenn das Originalhaus in Weimar saniert wird, hoffen wir auf noch mehr Kundschaft.

Analog hin und her, wie halten Sie’s mit der Digitalisierung? Nun, wir ergänzen einen Besuch mit unserer Goethe-Museums-App. Mit ihr lassen sich die Gedichte des Hafis mehrsprachig nachlesen und ausgewählte Verse nachhören. Und: Wir haben den ersten Goethe-Chatbot der Welt! Wollen Sie wissen, was Goe­thes Lieblingsfarbe war? War der Mann überhaupt hier in Düsseldorf? Fragen Sie den Bot. Er merkt sich Wort und Werke, packt schon manche Strecke. Wir achten darauf, dass er nicht übermütig wird im Goethe-Museum.

„Wissen Sie was“, sagte Goethe, „warum stehen Sie davor? Sind doch Türe da und Tor! Kämen Sie getrost herein, würden wohl empfangen sein.“

Info Goethe-Museum Düsseldorf, Jacobistraße 2; www.­­goethe-­­museum.­­de. Öffentliche Führungen: dienstags, 15.30 Uhr. Weitere Führungen können telefonisch erfragt werden unter der Rufnummer 0211/8996262. Tablets mit der App sind vor Ort im Museum an der Kasse erhältlich.