Fotografie-Stratege für die Landeshauptstadt „Düsseldorf soll eine Identität entwickeln“
Düsseldorf · Stephan Machac soll in der „Koordinierungsstelle Fotografie“ künftig städtischer Ansprechpartner für diese Kunstgattung sein – auch wenn das Fotoinstitut nicht nach Düsseldorf kommt.
Der Stadt Düsseldorf ist es ernst um die Fotografie. Das beweist nicht nur die Zusammenarbeit mit der Kölner SK Stiftung Kultur, sondern auch eine neue Stellenbesetzung: Seit Mai unterhält das Kulturdezernat eine „Koordinierungsstelle Fotografie“. Sie wurde mit Stephan Machac (40) besetzt, dem ehemaligen Leiter des Bambi-Filmkinos. Der Meisterschüler von Katharina Sieverding ist Künstler, Kunsttheoretiker, Off-Raum-Betreiber und Organisator von Open-Air-Programmen. Er kommt aus der Praxis, ist bestens vernetzt und betreibt den Künstleraustausch in seinem „Studio for Artistic Research“. Die Verwaltung kennt ihn durch seine aktive und kritische Rolle in der Kunstkommission, die er mitbegründet hat.
So eine unbefristete Stelle, wie Machac sie jetzt innehat, gibt es in keiner Stadtverwaltung. Sie ist unabhängig davon, ob Düsseldorf den Zuschlag für ein deutsches Fotoinstitut bekommt oder nicht. Wichtig ist vielmehr der Wunsch in der Stadt, einen Fachmann als Ansprechpartner und Koordinator für das fotografische Engagement zu haben. Das heißt, dass Machac alle fotografischen Quellen in die bestehenden Stadtstrukturen übertragen soll.
In der Kunstkommission wusste er beizeiten, was es heißt, Anliegen der Künstler in eine Sprache zu übersetzen, die auch außerhalb der Kunst verstanden wird, Regeln aufzustellen, die Gesetzgebung zu beachten und einem etwaigen Gegenwind aus der Politik zu begegnen. Nun geht es um das eine Ziel, das Machac so definiert: „Düsseldorf soll eine Identität entwickeln, um eine Fotostadt zu sein.“
Jahrelang siedelte die Verwaltung die Kultur im Marketing-Bereich an, interessierte sich für Festivals wie die „Quadriennale“ und setzte viel Geld in den Sand, denn die Resonanz blieb aus. Was Düsseldorf stark macht, so Machacs Meinung, seien die Künstler. Das wussten die, die ihn wählten. Kulturdezernent Hans-Georg Lohe kennt Machac noch als Leiter der Black Box. Die Politiker zogen am selben Strang. So viel Einigkeit über eine Personalie ist selten.
Von seiner Vita her ist der neue Koordinator gut für seinen neuen Job vorbereitet. Er hat Medienkunst am ZKM in Karlsruhe bis zum Vordiplom studiert und ist anschließend an die Universität der Künste nach Berlin gewechselt. Von ihm stammen grandiose Projekte wie „Solar-Beam“ mit Ausstellung und Videovorführungen auf dem Kaufhof-Dach am Wehrhahn. Er organisierte die Schau „High-Beam“ mit 50 Künstlern in einem leerstehenden Haus an der Immermannstraße.
Bei derlei Unternehmungen kombinierte er bildende Kunst mit Musik und Film. Er lud Künstler nicht nur aus Düsseldorf, sondern auch aus anderen Städten und Ländern ein. Vor ein paar Jahren sagte Machac im Gespräch: „Die Szene, die die Künstler uns schaffen, ist viel lebendiger als das Museumswesen. Deshalb werden ja auch so viele Leute in Düsseldorf aktiv und machen selbst etwas.“
Vermutlich würde er so einen Satz heute noch denken, aber nicht mehr laut sagen. Denn nun geht es um die Vernetzung von Stiftungen, Sammlungen, Forschungs- und Kulturinstitutionen. Konkret ist ein Ziel der Aufbau von nationalen und internationalen Kooperationen mit der Fotostadt Düsseldorf: „Wir wollen Partnerschaften mit anderen Städten bilden, aber auch das Land mit Prozessen der Stadt verknüpfen.“
Machac kennt sich nicht nur bestens in allen Formen der visuellen Kultur aus, sondern er ist zugleich ein guter Organisator. Parallel zu seinen Studien in Karlsruhe und Berlin pendelte er als Filmvorführer nach Düsseldorf, denn dieser Job war nachts und ließ sich mit seinen sonstigen Tätigkeiten vereinbaren. So war er in der Öffentlich-private Partnerschaft zwischen den Düsseldorfer Filmkunstkinos und der Stadt Leiter der Black Box, bei der Metropol Düsseldorf Kunstkino GmbH angestellt und bis zum Eintritt in die Dienste der Stadt Kinoleiter im Bambi.
Und nun? „Meine Aufgabe ist es, Energien freizusetzen. Ich habe keine gestalterische, sondern eine vermittelnde Aufgabe,“ sagt er. Als erstes habe er sich mit den Institutsleitern getroffen, um deren Wünsche, Verbesserungsvorschläge und Strategien kennenzulernen. Sie sollen, so hofft er, das Gefühl bekommen, ihr Engagement werde ernst genommen.
Das Projekt „Photo+“, in dessen Verlauf auch der Becher-Preis vergeben wird, soll unterstützt und weiterentwickelt werden. Machac hofft, dass „die Biennale Strahlkraft entfaltet“.
Dafür wolle Stephan Machac Strukturen schaffen und denke dabei an eine Grundkonzeption, möglicherweise mit einem kuratorischen Team, wie es in Kassel, Berlin oder im Mannheim-Heidelberger Raum üblich ist.