„Hi, Robot!“ im Tanzhaus Ein „Körper“ erwächst im menschengroßen Glaszylinder

Düsseldorf · Doris Uhlichs Performance „Tank“ im Rahmen von „Hi, Robot!“ im Tanzhaus verstört und ist genial.

Doris Uhlichs Performance „Tank“ feierte im Rahmen von „Hi, Robot!“ Premiere im Tanzhaus NRW.

Foto: Axel Lambrette

Es beginnt in einer Art Ursuppe. Untermalt von einem sonoren Klang wabert weißer, dichter Nebel in einem übergroßen Glaszylinder, einem Reagenzglas, wenn man so will, einem „Tank“. Bei dem eindrucksvollen Beginn von Doris Uhlichs Performance (gemeinsam konzipiert mit Boris Kopeinig) „Tank“, die im Rahmen von „Hi, Robot!“ im Tanzhaus NRW uraufgeführt wurde, sieht man von der österreichischen Choreografin noch nichts. In schwaches, aber klares Licht getaucht steht es da, dieses große Behältnis, auf einem Podest, versehen mit schrägen, flächigen Stützen, fast wie eine Rakete vor dem Start, und raucht, dampft vor sich hin. Übrigens – Rauchen wird später noch ein sonderbar heiteres Moment dieser so bedrückenden Performance sein.

Uhlich hat sich bei ihrem neuesten Werk ganz explizit mit dem Thema von Körpertransformationen, einem Maschine-Werden befasst, inspiriert durch Science-Fiction, wie „Test Tube Girls“ aus den 1950er Jahren oder dem Kinofilm „Alien: Resurrection“, so liest es sich zumindest im Begleittext. Es gehe auch um die Isolation von unbekannten und gefährlichen Lebensformen. Wie in einem schief gelaufenen Menschenexperiment, abstoßend und doch so voyeuristisch herausfordernd, dessen unfreiwilliger Zeuge man wird. Und ein Schaudern, eine gewisse Angst vor dem gefährlichen Etwas, was in diesem neblig trüben Tubus (gebaut von Kollektiv Proper Space) heranwächst, befällt schon den Betrachter. Auch ganz real. Und doch hat die ganze Szenerie etwas überaus Ästhetisches, kunstvoll Minimalistisches, was im Verlauf noch mehr an Gewicht gewinnen wird, um alsbald zerstört zu werden.

Zunächst erscheinen nur Abdrücke von Händen, erst eine, dann eine zweite Hand. Schlagartig mit heftiger Bewegung taucht im Nebel fest an die Glaswand gerdrückt ein Fuß auf. Verrät der Nebel noch nicht, wer sich dort reckt und streckt, wessen Haare impulsiv an die Glaswand schlagen, so wird Moment um Moment die Brühe durchsichtiger. Ein nackter Frauenkörper, Doris Uhlich persönlich, taucht nun beleuchtet wie ein in Formalin eingelegtes Exponat auf. Zuckungen durchjagen ein Bein, einen Arm, als wolle sich ein neu geschaffenes Wesen erfühlen lernen. Als denke diese Figur „oh ich kann mein Bein bewegen“. Zuckungen, ein Pressen, ein Schleudern verdichten sich. Wechseln sich indes ab mit Momenten kontemplativer, Ruhe: wie eine kunstvolle Studie, ein Akt zeigt sich Uhlich bisweilen.

Dann überrascht das Einsetzen von Sprache, schließlich auch von Sprechgesang. Ganz im Stile von der Band Kraftwerk; zumindest der Oberfläche nach erklingen die Selbstreflexionen um Mensch-Sein, Maschine-Sein, damit verbundene Verluste und Vorteile in diesem klanglichen Kosmos. Eine bewusste Hommage an die Düsseldorfer Band? Vielleicht. Schließlich zerfließt das Werk in Stillstand, um sich wieder aufzuraffen. Dann taucht plötzlich als „Special Guest“ Bettina Hörisch – eine ganz normale Frau – auf, die rauchend den Tank umschreitet. Ein rührender, leichter Moment. Schließlich wird Uhlich den Tank verlassen.

Herzlichster Applaus für die bedeutende Performance, die leichte Längen hatte.