Kultur Kompakt Elke Heidenreich las aus ihrem Buch zum Rhein

Musikalisch begleitet von ihrem Mann gab die Autorin persönliche Einblicke in ihr Leben.

Es heißt, wer an einem Fluss aufwuchs, bleibt dem Wasser ein Leben lang verbunden. Auf Elke Heidenreich jedenfalls scheint dies zuzutreffen. Die Autorin und passionierte Leserin bereiste gemeinsam mit dem Fotografen Tom Krausz einen Fluss gleich vor ihrer Haustür, den Rhein. Antriebsfeder war die viel besungene Frage: Warum ist es denn dort angeblich so schön? Daraus entstand ein Buch, aus dem Elke Heidenreich am Sonntag im ausverkauften Robert-Schumann-Saal im Rahmen der Reihe „Zweiklang“ Auszüge vortrug. Unterstützt wurde die gebürtige Essenerin („da fließt zwar nicht der Rhein, aber immerhin die Ruhr“) dabei von ihrem Lebensgefährten, Marc-Aurel Floros, am Klavier. Der augenzwinkernd auch mal den „Donauwalzer“ oder die „Moldau“ anspielte, was Frau Heidenreich mit „falscher Fluss“ kommentierte.

Eine Reise mit und auf dem Fluss beginnt man am besten gleich vor der Haustür. Zumindest, wenn der wie bei Elke Heidenreich gerade einmal „542 Schritte und 14 Stufen entfernt“ dahinfließt. Von ihr immer wieder aufs Neue beim Gassigang mit Mops Vito überprüft, dem sie übrigens die letzte Seite im Buch gewidmet hat und der zum Schluss auch seinen kleinen Auftritt auf der Bühne genießt. Zum Einstieg gab es ein paar Einblicke in die Sonntage von Klein-Elke. „Da fuhr man ins schicke Düsseldorf, aß auf der Kö sündhaft teures Eis und flanierte über die Rheinpromenade“, erinnert sich die 76-Jährige. Die, wie viele Kinder damals „natürlich weiße Kniestrümpfe und Schleife im Haar trug.“ Von Essen zog sie um nach Bonn in eine Pflegefamilie. Da waren sie wieder, der Rhein und die Promenade. Dort gab es dann den ersten „wilden Kuss“ für den Backfisch Elke. Irgendwann zog es sie nach Köln. Aber das ist eine andere Geschichte.

Deshalb zurück auf Anfang bzw. zur Quelle oder eher den beiden Quellen „des wohl bekanntesten Vaters der Welt“, der in seiner Popularität nur noch mit „Mütterchen Russland“ konkurrieren könne, meint Heidenreich. Mit Tom Krausz wandert sie den ersten zaghaften Wasserlauf entlang, steigt später um auf ein Schiff. Jetzt ist der Rhein ein Strom, der es einem Teenager gleich in Schaffhausen noch „einmal so richtig krachen lässt“, bevor er dann ab Basel so langsam „ins Berufsleben“ mit Schleppern und Lastkähnen einsteigt.

Das Publikum bekommt über die Fotos von Tom Krausz, die „unsortiert in loser Reihenfolge“ hinter Elke Heidenreich auf einer Leinwand zu sehen sind, einen Eindruck von der rund 1200 Kilometer langen Wasserstraße von der Quelle bis zur Mündung. Natürlich dürfen auch die Nibelungen, der Drachenfels und die Loreley nicht fehlen. Erstere „ein Mythos“, Letztere vom „schlitzohrigen Heine“ so mit Leben erfüllt, „dass alle glauben, sie hätte es wirklich gegeben“. Nur das Rheingold, das gab es tatsächlich, stellt die Autorin klar. Noch bis ins 19. Jahrhundert hinein, wurde an den Flussufern Goldstaub gewaschen.

An Kritik spart Elke Heidenreich bei aller Schwärmerei da nicht, wo es um die Tourismusfallen geht. „Man steht ständig in einer Schlange, zahlt viel Geld und es geht nur um Eis, Pommes oder Handyfotos“. Düsseldorf widmet sie auch ein Kapitel in ihrem Buch und an diesem kurzweiligen Nachmittag. Die Landeshauptstadt kommt weitaus besser weg, als ihre Wahlheimat Köln mit Klüngel und Bausünden. Wenn sie sich langweilt, wie bei den unzähligen Schleusenfahrten, spricht Heidenreich das ebenso an, wie die Tatsache, dass sie das „Ruhrgebiet nach wie vor hässlich“ findet, auch wenn man ihr immer wieder versichere, es sei doch jetzt so schön grün dort.

Ihr Fazit nach der Reise: „Der Niederrhein hat mir am besten gefallen, Mit so viel Natur, den Tieren, die ans Wasser kommen und den kleinen Dörfern am Ufer.“ Er habe sie entschleunigt und ihr das Wasser als Element noch einmal nähergebracht. „Der Rhein macht mich demütig und er ringt mir Respekt ab.“