Performance Festival Temps d’Images im Tanzhaus: Bewegung trifft auf Virtuelles und Realität

Düsseldorf · Das Festival „Temps d’Images“ beeindruckte mit unterschiedlichen künstlerischen Experimenten und digitalen Erlebniswelten.

Besonders aufwühlend: Die interaktive Virtual-Reality-Installation „V.Dream“ von Li Alin.

Foto: Pascal Maeder

Es ist wieder Zeit für das Festival Temps d’Images im Tanzhaus NRW. „Hier trifft Tanz auf Virtualität und neue Technologien!“, heißt es auf der Website des Tanzhauses. Und dieses Versprechen wurde bei dem vom 15. bis zum 20. Januar dauernden Festival definitiv auf beeindruckende Weise eingelöst. Dabei zentral: Das Eintauchen in virtuelle Welten mittels einer VR-Brille, die einem mit modernster Technik die Illusion vermittelt, sich in einem virtuellen Raum zu befinden.

In der nur durch eine solche VR-Brille erlebbaren Performance „Randez-Vous“ von der Fabien Prioville Dance Company sitzt man an einem Tisch im Nooij Dutch Deli im Tanzhaus. Zieht man die Brille und Kopfhörer an, sieht man das leere Restaurant vor sich und plötzlich tauchen Menschen auf, die einem mehr und mehr in eine vielschichtige Choreografie eintauchen lassen. Großartig, sowohl künstlerisch als auch technisch, wenngleich die VR-Brillen eigentlich noch am Anfang ihrer Entwicklung stehend noch recht mäßige Bildqualität liefern.

Ein besonders aufwühlendes Beispiel ist die Performance „V.Dream“ von Li Alin. Ein Hybrid aus Installation und Performance, bei dem der Besucher – immer nur einer – in eine irgendwo zwischen subtilem Horrorfilm und Science-Fiction changierende Situation eingebunden wird. An der Tür empfangen einen zwei Damen in eine Art Krankenschwester-Kostüm gekleidet; der Raum verbreitet die Atmosphäre eines Labors; in der Mitte eine Behandlungsliege. Man wird gebeten, sich darauf zu legen, eine VR-Brille und Kopfhörer anzulegen. Es erwartet einen ein Licht- und Klangtraum voller Sogkraft, Lichtreflexe verdichten sich, es flimmert und schwirrt, Klänge führen in eine zwischen Faszination und Wahnsinn verortbare Welt. Grandios! Von der gleichen Künstlerin gibt es auch die Installation „Enter Me Tonight“ zu erleben, bei der auch Virtuelles mit Realem gemischt wird, das Thema hier Reproduktion, Fortpflanzung.

Bei den Abschlusspräsentationen des Digital Dance Lab unter dem Titel „Expanded Body“ gab es unter anderem eine Art virtuellen Klangraum „Unseen Partners 0.1“ von Quindell Orton und Matthias Krauss zu erleben. Versehen mit einem Kopfhörer bewegt man sich als Publikum – wieder einzeln –durch den Raum und erlebt je nach Position unterschiedliche Klänge. Dabei entsteht durch das Erkunden, durch die Bewegung, die man vollzieht, eine Art Choreografie. Cristiana Negoescu und Alexandra Reichart haben wiederum Muskelkontraktionen während einer „Träume-Release-Übung“ für das Publikum durch Vibrationen einer Couch und einer Visualisierung durch geometrische Figuren sicht- und spürbar gemacht.

Die Performance „Forecasting“ von Guiseppe Chico und Barbara Matijevic hingegen ist eigentlich ein ganz klassisches Stück, bei dem das Publikum nur Betrachter ist. Ein Laptop dient mit Amateur-You-Tube-Videos als Ausgangspunkt für eine erweiterte Realität. Der Clou: Die Performerin Matijevic interagiert mit dem Laptop so, als wären es ihre Hände, oder ihr Kopf, die dort in den irrwitzigsten Szenen zu sehen sind, etwa bei Schießübungen mit Pistolen.