„Figaro“ an der Rheinoper: Rasante Liebeswirren brillant umgesetzt
Michael Hampes Neuinszenierung von Mozarts „Figaro“ an der Düsseldorfer Rheinoper erntet großen Jubel.
Düsseldorf. Mozarts musikalisches Lustspiel „Le nozze di Figaro“ steckt voller komischer Verwicklungen rund um die Hochzeit zweier Bediensteten im spanischen Grafen-Haus Almaviva.
Der Graf hat ein Auge auf Figaros Verlobte Susanna geworfen und pocht auf sein feudales „Recht der ersten Nacht“, das ihm den Beischlaf mit einer zum Hausgesinde gehörigen Braut gestattet. Brautpaar und Gräfin Almaviva sind entsetzt. Unter Aufbietung einer raffinierten Maskerade soll der Graf von seinem Ansinnen abgebracht werden.
Die Handlung ist ungemein dicht und teils verworren. Sie bedarf einer Inszenierung, die alle Stränge entknäult. Dies ist nun im Theater Duisburg der Deutschen Oper am Rhein großartig gelungen. Der erfahrene Opernregisseur Michael Hampe, lange Intendant der Kölner Oper, widersteht der Versuchung, das während der Französischen Revolution angesiedelte Stück zu modernisieren.
Er verlegt die Handlung zwar vor ins 19. Jahrhundert, erzählt aber keine neue Geschichte, wie manche seiner Kollegen es so gerne tun. Wir erblicken prachtvolle Palasträume, einen romantischen sommernächtlichen Garten (Bühne/Kostüme: German Droghetti) und eine differenzierte, lebendige Personenregie, die den wunderbaren Witz der Opera buffa, die Mozart und sein Librettist Lorenzo da Ponte so genial ausklügelten, herauskitzelt. Man schmunzelt, lacht und ist begeistert vom Werk selbst, das Umkrempelungen durch das Regietheater so nötig hat wie die Gazelle eine Gehhilfe.
Das Publikum bejubelt das Regieteam einhellig — ein Moment von Seltenheitswert im Opernbetrieb unserer Tage. Agil bewegen sich die Sänger durch die Szenen und stellen die Charaktere so plastisch dar, dass sie mit den Figuren eins zu werden scheinen. Adam Palka ist ein leidenschaftlicher jugendlicher Figaro, Anett Fritsch eine liebenswert quirlige Susanna.
Annika Kaschenz spielt den kindlichen Pagen Cherubino keck jungenhaft, Laimonas Pautienius verkörpert den herrischen Grafen Almaviva fast beängstigend unsympathisch, und Sylvia Hamvasi gibt die Gräfin mit milder Melancholie und Eleganz.
Das Ensemble ist gut bei Stimme, allen voran Frau Fritsch mit ihrem leuchtenden Sopran. Und die Duisburger Philharmoniker erweisen sich unter der Leitung von Generalmusikdirektor Axel Kober als brillantes Mozart-Orchester. Schon die flott festliche Ouvertüre prickelt wie Champagner, und die turbulenten Ensemble-Passagen entwickeln immer wieder mitreißende Rasanz.