Theaterchef Holm träumt von Stück über Ibrahimovic
Theaterchef Staffan Holm setzt auf Internationalität. Zurzeit sind russische Künstler zu Gast.
Düsseldorf. Als Fußballfan Staffan Holm am 14. November im Fernsehen das Fallrückzieher-Tor von Zlatan Ibrahimovic im Spiel gegen England sieht, ruft er Stéphane Braunschweig in Paris an. Der Franzose hat „Tage unter“ für das Schauspielhaus inszeniert und erfährt als Erster von einer Idee des Intendanten Holm, die allerdings noch reifen muss.
Dieser kann sich ein Stück über Ibrahimovic sehr gut vorstellen. Eine Theatergeschichte also über den Mann, der als Einwandererkind in einem sozialen Brennpunkt in Südschweden aufwächst, es in die Liga der weltbesten Stürmer schafft und heute bei Paris St. Germain spielt. Ibrahimovic ist eine Art Bilderbuchmigrant und eben auch deshalb für Holm interessant.
Der Fußballer mit den bosnisch-kroatischen Wurzeln könnte als Botschafter für ein Anliegen fungieren, das Holm seit der Übernahme der Schauspielhaus-Intendanz im vergangenen Jahr stetig betont: das Düsseldorfer Theater zu einem internationalen Ort zu machen.
„Deshalb hat man mich in diese Stadt geholt“, sagte Holm, als er gestern aktuelle Projekte und Gastspiele präsentierte. „Internationales Theater machen wir nicht, weil es gerade Mode ist, sondern weil wir glauben, dass unsere Welt so aussieht. Der Düsseldorfer Flughafen heißt ja auch nicht umsonst ,Düsseldorf International’.“
Zurzeit ist die Theaterwerkstatt des russischen Regisseurs Dimitri Krymow zu Gast am Gründgens-Platz. Im Rahmen des deutsch-russischen Jahres 2012/2013 präsentieren die Künstler „Gorki 10“, eine Dauerparty mit Musik von Beethoven, die als Rückblick auf die sowjetische Vergangenenheit angelegt ist.
Die Vorstellungen am Dienstag und Mittwoch werden in russischer Sprache mit deutschen Untertiteln gezeigt. Eine nicht unanstrengende Angelegenheit, wenn man bedenkt, dass die Aufführung jeweils zwei Stunden zwanzig dauert.
Umgekehrt, das heißt wenn Düsseldorfer Inszenierungen touren, funktioniert es genauso. „Rausch“ von Falk Richter und Anouk van Dijk etwa, ein wunderbar gegenwärtiges Stück über die politischen wie zwischenmenschlichen Unzulänglichkeiten, wurde in den Niederlanden in diesem Monat zwei Mal auf Deutsch gespielt. Die Vorstellung heute in Amsterdam ist trotzdem komplett ausverkauft.
Mit oder ohne erfolgreiche Gastspiele — die Düsseldorfer sind nach wie vor im Holm-Gewöhnungsprozess. Der Intendant sieht das entspannt. „Es dauert seine Zeit, das ist in jeder Stadt so.“ Aber dass die Menschen durch den Weihnachtsmarkt zumindest geografisch näher an das Schauspielhaus heranrücken, gefällt ihm. „Auch auf diese Weise kommen die Leute zu uns.“