Premiere: Die Schöne verliebt sich ins Biest
Das Weihnachtsstück feierte Premiere — eine gelungene Inszenierung.
Düsseldorf. „Ich habe keine Angst vor dir!“, tönt Belle (Stefanie Rösner), während sie noch die erste Begegnung mit dem grotesken Geschöpf namens Biest (Gregor Löbel) verdaut. Nun, das könnte überzeugend wirken, wären da nicht ihre entgleisten Gesichtszüge und die Hysterie in ihrer schrillen Stimme.
Und so oft sie jenen Satz auch wiederholt, das haarige Ungeheuer lässt sich nicht beeindrucken. „Du nervst mich“, erklärt es der hübschen Blonden trocken. Belle schweigt pikiert, das Publikum dagegen lacht schallend.
Die Szene ist bezeichnend für das Weihnachtsstück des Jungen Schauspielhauses, das am Sonntagabend Premiere feierte und sowohl die großen als auch die kleinen Zuschauer ab sechs Jahren begeisterte. „Die Schöne und das Biest“ glänzt durch originelle Einfälle, wunderbar ironischen Witz, gut aufgelegte Schauspieler und dieses kleine bisschen Wahnsinn, welches den Theaterabend zu einem reinen Vergnügen macht.
Dabei haben Regisseur Marc Prätsch und Dramaturgin Barbara Kantel das weltweit bekannte französische Märchen auf sein grobes Gerüst reduziert und ins moderne Düsseldorf verlegt. Davon künden der Fernsehturm auf der Leinwand im Hintergrund und das Bühnenbild in Form des mit Graffiti besprühten Schauspielhauses.
Die junge Belle muss in das Schloss des verfluchten Biests ziehen, weil ihr Vater sich zuvor erdreistet hat, aus dessen Garten eine Rose zu stibitzen. Trotz Reibereien kommen sich die beiden näher, und Belles Liebe vermag es schließlich, das Biest zu erlösen und es zurück in Prinzengestalt zu verwandeln.
Außerdem sind da noch Belles intrigante Schwestern, die dem Märchen Aschenputtel entliehen zu sein scheinen, und das exzentrische Personal des Biests. Sei es der kauzige Psychocoach Lothar Löstdich (Murat Dikenci) oder die Haushälterin Madame Schischi (Verena Reichhardt) — sie alle scheinen irgendwie den Verstand verloren zu haben, bemühen sich dabei aber so rührend um das Wohl ihres Herrn, dass man sie einfach lieben muss.
Und auch das wütende Biest zeigt nach und nach, dass ein gutes Herz in seiner Brust schlägt. Das beweist zum Beispiel die Ballade, die es des Nachts an Belles Bett trällert. „Dein Schnarchen klingt wie Schnorcheln in Florida“, schmachtet es. Eine Liebeserklärung der ungewöhnlichen Art.
Am Ende spendet das mittlerweile strahlende und rotwangige Publikum anhaltenden Applaus und entlässt das Ensemble erst, nachdem es zum vierten Mal zurück auf der Bühne erschienen ist. Ein runder Abend für alle.