Kinder erobern die Kunstsammlung

Im „Kleinen Studio“ können Kinder mit Knete und Korken kreativ sein.

Düsseldorf. Kann man Schatten anfassen und mit ihnen sprechen? Ja man kann, zumindest im neuen „Kleinen Studio“ des K21. Dort erfahren Gianlucca, Vincenzo und Mahan, wie Schatten funktionieren und wie man selbst ganz schnell zum Schatten werden kann.

Sie sind drei von insgesamt 42 Kindern, die am Dienstag als erste die neue Werkstatt für frühpädagogische Projekte in der Kunstsammlung NRW im Ständehaus testen konnten.

Damit ist das Düsseldorfer Museum bundesweit ein Vorreiter in Sachen Angebote für Vorschulkinder. „In Musik und Tanz ist es schon ganz normal, dass es so etwas auch bei der Kunst gibt, ist weniger bekannt“, sagt die Direktorin der Kunstsammlung Marion Ackermann. In den USA seien solche Angebote dagegen schon weit verbreitet. „Dort sind die Museen voll mit Kindern“, berichtet die Museumschefin.

„Früher hat man einfach die thematischen Angebote für Schulen auf Kitas herunter gebrochen. Wir verfolgen einen ganz anderen Ansatz“, sagt Julia Hagenberg, Leiterin der Abteilung Bildung. Man wolle es den Kindern ermöglichen, eigene Impulse zu verfolgen und sich dabei frei zu entfalten.

Dazu zählt in der etwa 40 Quadratmeter großen Werkstatt auch, dass die kleinen Besucher sich unvoreingenommen mit verschiedenen Materialien auseinandersetzen können, die in niedrigen Schubfächern entdeckt und angefasst werden können. Dort finden sich Muscheln und Knete genauso wie Klebebänder und Korken.

Gut anderthalb Jahre wurde das neue Konzept entwickelt, das dynamisch und flexibel den aktuellen Bedürfnissen immer wieder angepasst werden kann. Auch die Werkstatt ist flexibel nutzbar. So kann der Raum fast beliebig aufgeteilt und ummöbliert werden. Gemalt werden kann so im Sitzen genauso wie im Stehen.

Zur Verfügung stehen bislang sechs Workshop-Themen, die mit Bildern in der Sammlung korrespondieren. Dazu zählt das Werk „Schattenspiele“ von Hans-Peter Feldmann, über das Kinder den Umgang mit Schatten lernen können. Paul Klees „Heroische Rosen“ werden im „Kleinen Studio“ zum „Irrgarten“ auf Papier mit vielen Spiralen und Linien.

„Wir versuchen die Kinder aber erst, nachdem sie selbst kreativ geworden sind, mit dem Werk in Kontakt zu bringen, damit sie nicht vorab beeinflusst werden“, sagt Hagenberg mit Blick auf die Kinder, die gerade kreuz und quer durchs Museum streifen.

„Kindern so früh und so weit wie möglich die Türen zu öffnen, ist eines der zentralen kulturpolitischen Ziele des Landes. Wer in der Kindheit lernt, dass Kunst Spaß macht, wird auch als Erwachsener Museen und Ausstellungen besuchen“, sagt Kulturministerin Ute Schäfer, die am Dienstag das „Kleine Studio“ eröffnete.

Dort basteln Gianlucca, Vincenzo und Mahan gerade aus Knete ein Herrchen mit Hund und einen Geist mit Wassermelone. „Hier zu sein, macht richtig Spaß. Ich war vorher noch nie im Museum“, freut sich Mahan.