Kunst zum „Jenseits“ in einer alten Brotfabrik

Das neue Weltkunstzimmer öffnet seine Pforten.

Düsseldorf. „Weltkunstzimmer“ nennt die Hans Peter Zimmer Stiftung (HPZ) an der Ronsdorfer Straße 77 ihr neues interdisziplinäres Kunstzentrum und eröffnet am Samstag, 19 Uhr, mit dem Tabuthema „Jenseits“.

Was ist, wenn wir die letzte Grenze passieren, fragt sich die niederländische Kuratorin Anne Berk. 13 Künstler bestücken die Hallen einer ehemaligen Brotbäckerei. Berk geht davon aus, dass der Optimismus nach dem Fall der Mauer verflogen sei. Er werde durch Fragen nach Leben und Tod ersetzt.

Ein Beispiel in der Ausstellung sind Fotos aus dem Studio für rituelle Kunst der Ida van der Lee. Dabei geht es darum, sich in einer atheistischen Welt an die Toten zu erinnern. Inspiriert vom „Tag des Todes“ in Mexiko, entwickelte sie eine Zeremonie zu Allerseelen auf einem Friedhof, um den Verstorbenen in der Erinnerung zu halten.

Inzwischen nahmen 35 000 Leute an diesem Ritual teil. Für Berk ist es ein typisches Zeichen für die „religiösen Defizite in unserer Gesellschaft“.

Künstler suchen nach Erfahrungen, um ihr Leben aus der Perspektive des Todes zu betrachten. Im Entree präsentiert sich Jeroen Eisinga im Video inmitten eines Bienenschwarms.

Imker hatten seine Haut mit Lotion beschmiert, um Bienen anzulocken. Nach einer halben Stunde befreiten sie ihn von den Insekten und brachten ihn ins Hospital.

Zuweilen erinnert die Kunst an ein Gruselkabinett, wenn der Besucher am Totengerippe des Jan Thomas vorbei geht und zu einem abgeschnittenen Finger gelangt, der noch zuckende Zeichen auf den Bildschirm sendet.

Die Arbeit des Martin uit den Boogaard soll verdeutlichen, so die Kuratorin, dass das Leben mit dem Tod nicht aufhört. Ein Psychokabinett und ein Trost, dass alles wiederkommen könnte? Jaap de Ruig klebt Maden aneinander und lässt sie im Video zappeln. Alet Pilon war an Krebs erkrankt und schuf daraufhin ein Alter Ego als Schreckgespenst.

Roy Villevoye legt lebensechte Figurenabgüsse auf den Boden. Brele Scholz lässt ihre hängende und gehängte Holzfigur von der Decke baumeln. Esther Bruggink zeigt eine Schneewittchenfigur mit Sauerstofftank im gläsernen Sarg.

Auch Judith Maria Kleintjes thematisiert das Zwischenstadium zwischen Tod und Leben mit der Zeichnung vom Hinterkopf ihres Sohnes, als seien dessen Gesichtszüge entwichen. Den Abgesang macht Alet Pilons Engel aus Schwanenfedern im transparenten Kleid. Die Schau ist bis 30. November do bis so von 14 bis 18 Uhr zu sehen.