Filme für den erlesenen Geschmack

Interview: Vom 60er-Jahre-Musikfilm bis zur Punk-Doku: Die Hafenlichtspiele sind ein Filmfestival jenseits des Mainstream.

Düsseldorf. Hafenlichtspiele - Der Name klingt, als müsste ein Filmvorführer mit guten Manieren vor einer alten Kiste sitzen, die schöne Streifen aus einer besseren Zeit sendet. Der Ueckerplatz jedoch, wo am Freitag die 9. Hafenlichtspiele eröffnet werden, ist für so viel Nostalgie ungeeignet. Nicht einmal für den herkömmlichen 35 Millimeter Filmprojektor ist dort Platz, weswegen alle Filme ganz zeitgemäß vom Rechner kommen. Und doch ist es ein kleines feines und ausdrücklich nicht am Zeitgeist orientiertes Programm, das Heinz Holzapfel (61), Geschäftsführer der Filmwerkstatt, mit seinen Partnern auf die Beine gestellt hat.

Herr Holzapfel, Sie zeigen 60er-Jahre-Musicals, andere Open-Air-Kinos Avatar. Warum sollte jemand zu Ihnen kommen?

Holzapfel: Wir sind in der vorteilhaften Situation, dass wir finanziert werden. Wir müssen also nicht nach dem breiten Publikumsgeschmack schielen, sondern dürfen experimentieren. Die Zuschauer können sich darauf einlassen oder aber einfach wieder gehen.

Andere Filme zu präsentieren, ist auch Anspruch der Betreiber der Programmkinos. Sie zeigen gerade Beiträge im Südpark.

Holzapfel: Die Programmkinos und die Filmwerkstatt sind nah beieinander. Aber wir können beim Punkt "Besonderheit" noch etwas mehr drauflegen.

Wonach wählen Sie die Filme aus?

Holzapfel: Wir hatten von Anfang an den Anspruch, einen großen Teil an Dokumentationen zu zeigen. Diesmal etwa über die Punkszene Düsseldorfs und die Armenviertel rund um Kapstadt. Dazu sprechen wir uns mit unseren Partnern ab, etwa mit dem Institut Francais. Aber es gibt auch ganz einfache Kriterien: Welchen Film hat man lange nicht mehr gesehen, worauf haben wir Lust.

Mit "Grizzly Man" bescheren Sie dem Publikum am 14. August eine NRW-Premiere.

Holzapfel: Ja. Dieser Film hat bis heute keinen Verleih gefunden. Er erzählt von zwei Tierschützern, die viele Sommer in der Wildnis von Alaska verbrachten und ihre Erlebnisse mit einer Videokamera festhielten. 2003 wurde das Paar von einem Bären getötet.

Welches Publikum locken Ihre Filme an?

Holzapfel: Es kommen Profi-Gäste, die auch sonst unsere Veranstaltungen, etwa in der Black Box, besuchen. Ein Drittel der Leute schaut nur kurz vorbei, es kommen aber auch viele, die uns sonst nicht besuchen.

Wie viele Besucher kommen im Schnitt?

Holzapfel: 150-200. Bei schönem Wetter auch mal 500 bis 600.

Ist Düsseldorf eine Kinostadt?

Holzapfel: Wir sind eine starke Kunststadt, aber beim Kino ist Köln stärker.

Welchen Film schauen Sie sich bei den Hafenlichtspielen an?

Holzapfel: Ich werde leider keine Zeit dazu haben. Ich bin für die Organisation voll und ganz eingespannt.

Haben Sie einen Lieblingsfilm?

Holzapfel: Ja, "Der schwarze Falke" von John Ford mit John Wayne. Ein großartiger Western. Im Original heißt der Film "The Searchers". Die Übersetzung ist sehr merkwürdig, denn "Schwarzer Falke" ist in der deutschen Synchronfassung der Name eines Indianerhäuptlings, der eigentlich "Scar", deutsch "Narbe" heißt.