Marius Müller-Westernhagen hat kürzlich sein legendäres Album „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“ neu interpretiert. Sie haben sich gleich zwei wegweisende Platten vorgenommen: „The Motherhood“ und „Doldinger‘s Motherhood“, 1969 und 1970 erschienen, die Sie neu aufgenommen haben. Was hat Sie dazu bewogen?
Jazz Klaus Doldinger: „Udo Lindenberg arbeitet genauso wie ich noch sehr viel“
Düsseldorf · Jazz-Legende Klaus Doldinger (83) stellt sein neues Album auf einer Tour auch in Düsseldorf vor. Im Interview erklärt er unter anderem wie es zur Zusammenarbeit mit Udo Lindenberg und Max Mutzke kam.
Kein „Tatort“ ohne die Titelmelodie von Klaus Doldinger. Rund 400 Kompositionen stammen aus der Feder des Jazz-Urgesteins, darunter viele bekannte Film- und TV-Musiken. Im Mai feiert Doldinger seinen 84. Geburtstag. Am 3. April erscheint sein neues Album „Motherhood“.
Klaus Doldinger: Ein Grund war, dass es sie nicht auf CD gibt. Ich habe mich da erst einmal wieder hineinfinden müssen. Die Aufnahmen sind ja schon ewig her. Die sind entstanden, lange bevor es digitale Aufnahmeverfahren gab. Es hat mich interessiert, mich damit noch einmal zu befassen und die Musik auf CD wieder zugänglich zu machen.
Im Verlauf Ihrer Karriere haben Sie über 400 Kompositionen aufgenommen, darunter viele Film- und TV-Musiken. Zu Ihrem 80. haben Sie sich ein Album mit Neueinspielungen ihrer Lieblingssongs gegönnt. Nun sind es zwei Platten, die für Sie was bedeuten?
Doldinger: Tatsächlich, wie ich eingangs sagte, dass sie nicht als CD noch einmal veröffentlicht worden sind. Im Gegensatz zu anderen meiner Alben. Das wollte ich ändern. Übrigens habe ich ja auch eine ganze Reihe Platten unter dem Pseudonym Paul Nero aufgenommen. Ich glaube es waren neun oder zehn Alben. Das war einfach eine verrückte Zeit damals.
Diese Veröffentlichungen sind inzwischen echte Sammlerstücke. Jetzt fixen Sie Ihre Fans ja richtig an, sich auf die Suche nach Original Paul Nero-Platten zu machen.
Doldinger: Wenn man weiß, wo man suchen muss, kommt man auf Schleichwegen immer noch an die Vinyl-Scheiben heran.
Sie haben, wie schon beim 2016er Album „Doldinger“ wieder interessante Gäste im Studio gehabt. Darunter Max Mutzke, China Moses, die Tochter von Jazz-Legende Dee Dee Bridgewater und Udo Lindenberg. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?
Doldinger: Tatsächlich ist es oft so, dass Konzertveranstalter Wunschkandidaten haben, die sie gern mit uns auf der Bühne sähen, um sie zu featuren. Max Mutzke gehört dazu. Er ist ein sehr Jazz geschulter Sänger, der recht schnell seinen Weg gemacht hat. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden und da lag es auf der Hand, dass wir auch einmal etwas zusammen machen würden.
Mit Udo Lindenberg verbindet Sie eine lange Freundschaft. Er war schon zu den Anfangszeiten bei Passport mit dabei, richtig?
Doldinger: Udo war damals Schlagzeuger bei Passport. Wir sind über all die Jahre befreundet geblieben, haben uns nie zerstritten, hatten aber nur sehr selten Gelegenheit uns zu sehen. Udo arbeitet genau wie ich noch immer sehr viel und ist für Konzerte unterwegs. Da wird es schwierig, einen gemeinsamen Termin zu finden. Auf dem Album singt er übrigens englisch.
Sie sind der Jazz-Rally als Schirmherr auch seit vielen Jahren verbunden. Ein Festival, das inzwischen ein sehr breites Spektrum präsentiert.
Doldinger: Das hat sich über die Jahre natürlich sehr verändert. Heute sind es ganz andere Leute, die es organisieren und das Programm zusammenstellen. Von dem, was damals in der Luft lag, können sie überhaupt keine Ahnung mehr haben. Das war eine andere Zeit. Düsseldorf gehörte da noch zur britischen Zone. So hatte der Jazz ein ganz anderes Umfeld und auch die Nightclub-Szene war eine ganz andere. Allein in Düsseldorf gab es vier oder fünf Nachtclubs, die regelmäßig Live-Jazz hatten. Das „New Orleans“ war einer dieser sensationellen Clubs, die auch britische Musiker zu Gast hatten. Das „New Orleans“ lag in einer Seitenstraße der Kö. Wir waren total begeistert. Da war jede Nacht Party. Ich hatte das unglaubliche Glück mit internationalen Bands spielen zu können, wie der Fatty George Combo aus Österreich oder dem Trompeter Oscar Klein. Das war ein Club, der mich sehr geprägt hat.
So eine große Jazz-Szene hat Düsseldorf leider nicht mehr.
Doldinger: Mit wenigen Ausnahmen, wie der „Jazz-Schmiede“ zum Beispiel Früher gab es auch viele Vereine, die sich dem Jazz verschrieben hatten. Da bezahlten die Leute ihren Beitrag, mit dem dann die Konzerte finanziert wurden. Damit konnte man die Szene sehr gut fördern. Eine Sache, die es nach meinem Wissen in den USA in dieser Form nicht gab.
Wie ich Sie kenne, werden Sie mit dem Album bestimmt wieder auf Tour gehen?
Doldinger: Ja klar. Wir haben schon eine ganze Reihe Termine bereits im Vorhinein gebucht, da gab es die Platte noch gar nicht (lacht). Wenn das Album dann raus ist, kommen sicher noch einige hinzu. Ich habe die Liste gerade vor mir und da sehe ich Kassel, Stuttgart, Bonn, Erlangen, Minden, München etc.
Ich hoffe, Düsseldorf steht auch auf Ihrer Liste.
Doldinger: Der Tourstop ist sicherlich auch demnächst dabei. Es kommt ja auch noch die Jazz-Rally, an der ich seit vielen Jahren organisatorisch beteiligt bin und bei Veranstaltungen nicht nur als Musiker dabei sein werde. Da wird sich noch einiges ergeben.