Malerei Düsseldorfer Galerie zeigt Avantgarde-Maler Konrad Klapheck

Düsseldorf · Im Werk des Düsseldorfer Künstlers und pensionierten Akademie-Professors spielt die Zeichnung eine große Rolle, wie die Ausstellung in der Galerie Linn Lühn beweist.

Eigentlich ein Föhn mit Tülle, Konrad Klapheck nannte seine Graphit- und Bleistiftzeichnung aber „Vor der Abfahrt“.

Foto: Galerie Linn Lühn/Fabrice Gibert

Konrad Klapheck, Jahrgang 1935, ist der Sohn zweier Kunsthistoriker und Akademieprofessoren. Schon mit acht Jahren liebte er die Renaissance-Maler Holbein und Dürer wegen ihrer Genauigkeit. Wenn seine Mutter mit dem Jungen nach Italien fuhr, waren die Uffizien die erste Anlaufstelle. Bis ins hohe Alter hat er sich die Vorliebe für akribische Zeichnungen, perfekte Kompositionen und die berühmten Koordinatenkreuze bewahrt. In einer feinen Ausstellung in der Galerie Linn Lühn beweist er seine Könnerschaft in der Zeichnung.

Der Professor radelte durch den Hofgarten zur Kunstakademie

Von 1979 bis 2002 war er Professor für Malerei am Eiskellerberg. Er kam mit dem Fahrrad aus der Mozartstraße durch den Hofgarten geradelt, steckte das Rad in den Fahrstuhl und nahm es mit in sein großes helles Atelier, anfangs in der ersten Etage, später in der zweiten. Dort hingen all die Motive des Alltags, der Föhn, der aufgerollte Feuerwehrschlauch oder der Schlüssel im Schlüsselkasten. Schaute man zufällig im Abstand von einer Woche in diesem „Privatatelier“ vorbei, so schien sich nichts geändert zu haben. Aber der Schein trog. In der Zwischenzeit hatte er vielleicht die Schnittpunkte verschoben, die Umrisslinie korrigiert oder die Abstände zwischen zwei Linien verändert.

Er war so akribisch genau, dass er jede Kurve ohne Kurvenlineal geometrisch exakt ausführte. Er hatte sich im Laufe der Jahre einen ganzen Katalog von Gesetzen erarbeitet, nicht aus dem Gesetzbuch heraus, sondern durch Erfahrung. Eine seiner Thesen war der Versuch, einen Ausgleich zwischen Spannung und Harmonie zu finden und die absolute Symmetrie zu vermeiden. Die Abstände eines Motivs zum Rand wollten überdacht sein wie die Seile im Boxring, an denen der Boxer nicht festgenagelt werden will.

Diese Konstruktionsarbeit nahm meistens zwei Drittel der Zeit ein, die er für ein Bild brauchte. Das war „echte Arbeit“, wie er einmal erklärte, aber auch ein „großes Vergnügen“. Zu guter Letzt kam als eine seiner selbstauferlegten Regeln die „Frische der Linie“ hinzu. Eine Methode also von höchster Raffinesse und minutiöser Planung.

Aber Klapheck ist nicht nur der Perfektionist, er hat auch Humor. Im Namen eines Bügeleisens kann plötzlich eine Schwiegermutter ihren Dampf ablassen, der aufgerollte Schlauch die Sicherheitsbestimmung gegen Ängste mit sich bringen. Einmal im Jahr erlaubt er sich auch eine Schreibmaschine. Schon vor fünf Jahren war er bei der Nummer 43 angekommen, um zu sehen, ob er das noch kann. Zu den Maschinen kamen immer wieder die Musiker hinzu. Der passionierte Musikliebhaber malte prinzipiell nur die Musiker, die er live gehört hatte oder, noch besser, die er kennengelernt hatte. Seine Schallplattensammlung ist legendär.

Info: Galerie Linn Lühn, Birkenstraße 43, Ausstellung der Zeichnungen bis 10. Januar 2019.