Frau Kronjäger, was interessiert Sie am Erbe der Revolutionen?
Theater Nina Kronjäger: Performance zu Revolutionen am FFT Düsseldorf
Düsseldorf · INTERVIEW Das FFT zeigt eine Performance über Revolutionen. Mit dabei ist auch TV-Schauspielerin Nina Kronjäger.
Das Theaterkollektiv „andcompany&Co.“ präsentiert am Freitag und Samstag im FFT das Performance-Konzert „Invisible Republic: #stilllovingtherevolution“. Es widmet sich den Revolutionen und revolutionären Denkern, die in diesem Jahr Geburtstag feiern: 100 Jahre Novemberrevolution, 50 Jahre 1968 und Karl Marx, der vor 200 Jahren geboren wurde. Die Inszenierung tourt durch Deutschland und Osteuropa. Bislang wurde sie im HAU Berlin und beim Act Festival in Sofia aufgeführt. Mit auf der Bühne steht Schauspielerin Nina Kronjäger, die aus etlichen Kino- und TV-Produktionen bekannt ist. Wir sprachen mit ihr über das Stück.
Nina Kronjäger: Es ist interessant, festzustellen, warum eine Revolution überhaupt stattgefunden hat. Es gab immer Ungleichheiten, schlechte Arbeitsbedingungen, unerträgliche Monarchien oder den Kapitalismus, der auch immer bestimmte Ausbeutungsschemata hat. Das bezieht sich auf Marx und die Novemberrevolution und da ist die Frage: Warum hat das noch nicht gereicht? Hätten wir schon ein funktionierendes System aufbauen können, das nicht schon wieder totalitär ist? Stalin und die ganze Kommunismus-Geschichte wurden ja leider totalitär und blieben sozusagen nicht aus dem Volk heraus regiert.
Sie plädieren also für neue Revolutionen?
Kronjäger: Vor allem lassen wir uns den Begriff nicht von den Rechten wegnehmen. Was einige rechte Parteien als „Revolution“ bezeichnen, ist schlimmste Hetze gegen deklarierte Sündenböcke. Wir sind dabei, die Erde zu zerstören, Reiche werden immer reicher, Arbeitsbedingungen immer schlechter. Revolution hat etwas mit Umwälzung zu tun. Das kriegen wir nur hin, wenn wir unsere Denkweise ändern, umwälzen.
Wie bringen Sie diese gedanklichen Umwälzungen auf die Bühne?
Kronjäger: Wir wollen rausbekommen: Was wäre denn jetzt eine wirkliche Revolution? Was ist von den vorherigen Revolutionen für uns übrig geblieben? Und dann haben wir uns an verschiedenen Autoren orientiert, z.B. der Feministin Donna Haraway, die sagt: Wir müssen übergreifend gemeinschaftlich denken. Das beinhaltet auch Tiere in jeglicher Form. Wir rezitieren aus Büchern, wir spielen Filmschnipsel ein von Jean-Luc Godard, zeigen aber auch Filme, in denen wir Persönlichkeiten nachstellen, die Widerstand geleistet haben, etwa Rosa Luxemburg. Wir mäandern um das Thema Widerstand herum.
Und Sie entwerfen eine Utopie der „Invisible Republic“, einer „Unsichtbaren Republik“. Wie sieht die aus?
Kronjäger: Von der „Invisible Republic“ denken wir nach, von ihr träumen wir im Sinne von: Wie können Beziehungen zwischen den Menschen und den Tieren und den Dingen auch anders möglich sein?
Info: Das Theaterkollektiv „andcompany&Co.“ inszeniert das Performance-Konzert „Invisible Republic: #stilllovingtherevolution“ am 30.11. und am 1.12. um 20 Uhr im FFT Juta. Im Anschluss an die Vorstellung am 30.11. gibt es ein Publikumsgespräch. Tickets: 19 Euro/11 Euro (erm.). Reservierung unter 87 67 87 18 oder tickets@fft-duesseldorf.de.