Galerie-Rundgang: Das Spiel mit der Illusion
Der schöne Schein spielt eine wichtige Rolle in der Kunst der Moderne. In Düsseldorf findet sich viel Doppeldeutiges.
Düsseldorf. Düsseldorfs Galerien sind von der Wirtschaftskrise weniger betroffen als die großen Auktionshäuser. Hier lässt es sich wie bisher wunderbar auf Entdeckungsreise gehen.
"Schmutzige Tricks im Zeitalter der moralischen Verwerflichkeit" nennt Melissa Gordon ihre Installationen aus Bildern. Wie im Steckspiel setzt sie Gemälde in Kreuzform oder im Gitter zusammen und spiegelt sie. Der Betrachter kann das real gemalte Bild nicht vom Trugbild unterscheiden, hält die Projektion für gepinselt und muss genau schauen, um das Spiel zu durchschauen. Filmschönheiten und Frauenrechtlerinnen, Trauer und Comic durchkreuzen sich. Die Bildwelt wirkt wie ein Kaleidoskop, dessen bunte Fragmente ineinander geschoben sind. Die Arbeiten sind witzig und doppeldeutig.
Flurstraße 57, bis 13. Dezember, di-fr 11-13 + 15-18, sa 12-14 Uhr
Sandra Ackermann lockt mit künstlicher Schönheit. Perfekt gestylte, junge Frauen mit tadelloser Figur und verträumtem, glasigem Blick führen ins Bild. Sie sind schlank bis spindeldürr und leicht bekleidet, so dass der Körper mit dem Lichtaufprall gut zur Ansicht kommt. Sie suggerieren dem Betrachter emotionale Geschichten, zu denen es jedoch keinen Schlüssel gibt. Eine dieser Vorführdamen hockt auf einem Wiesenstück vor einem Hochhaus, den Kopf leicht geneigt, die blauen Farbkringel wie ein lockiges Krönchen obenauf. Das trägerlose Kleid wie die Farbfelder in den Fenstern des Wohnblocks erinnern an abstrakte Kunst.
Mühlengasse 3, bis 17. Januar. di-fr 10-18, sa 11-14 Uhr
Anna K.E. und Florian Meisenberg haben mit einer Persiflage auf das Galeriewesen den Audi Award für junge Kunst gewonnen und zeigen nun Werke der Preisträger. Absolute Spitze ist ein Spiegel mit zwei Löchern in Augenhöhe, geschaffen von Alexander Wissel und Peter Lober. Betrachten sich zwei Personen vor und hinter dem Spiegel, so sieht der jeweilig andere sich selbst, aber hat zugleich die Augen des anderen im eigenen Gesicht.
Giulietta Ockenfuss setzt dem legendären Rapper und Poeten Tupac Shakur, der Ikone des Hip-Hop, ein Denkmal. Maria Mikejova gestaltet mit bunten Perlen eine Sphinx und gibt ihr als Kopf eine silberne Weihnachtskugel, in der sich der Betrachter gleichfalls spiegeln kann. Eine Sphinx, so die junge Künstlerin, gibt eine Antwort auf den Tod, der in der westlichen Welt zu einem kitschigen Abschied-Ritual degradiert sei.
12. und 19.Dezember, ab 19 Uhr, Eingang Stephanstraße 10
Jens Ullrich liebt es, dem Uneindeutigen eine Spannung, eine beinahe magische Wirkung, eine wundersame Rätselhaftigkeit zu geben. Bei einem Aufenthalt in Frankreich lernte er die Malerei des 19. Jahrhunderts schätzen, wo Papageien als exotische Motive auftauchen. Nun hat er diese Vögel nach Vorlagen gezeichnet, delikat gefärbt und mit gefundenen Aufnahmen aus Magazinen kombiniert. Die prachtvollen Tiere entfalten sich zwischen real fotografierten Händen oder Räumen und gewinnen dank der zarten Eiweißlasur-Tinten eine faszinierende Schönheit. Dazu baut er blau-rötlich gefärbte Jalousie-Objekte, als sollten sie vor fremden Blicken schützen. Eine Kunst der verlockenden Doppeldeutigkeiten.
Beuth-, Ecke Schirmerstraße, bis 1. Januar, di-fr 14 bis 18 Uhr, sa 14 bis 16 Uhr
Markus Vater zeichnet Fragen, die von einem Kind stammen könnten: Können Schatten fliegen? Wie die Sonne wohl riecht? Oder er zeichnet Lebens-Situationen, lässt einen sportlichen, jungen Mann über die Zähne im aufgerissenen Maul eines Krokodils rennen. Vater bringt den Witz auf den Punkt. In seiner ersten Film-Animation präsentiert er ein Panoptikum von Menschen, Tieren und Pflanzen in alltäglichen, grotesken bis märchenhaften Szenen. Ohne Anfang und Ende. Eine künstlerisch verdichtete Metapher auf Leben und Tod, aber voller Humor und leichtem Zynismus.
Poststr. 3, bis 12.12., di fr 12-18.30, sa 12-14.30 Uhr