Galerienrundgang: Madonna mit güldenem Haar
Zu sehen sind ungewöhnliche Werke aus Pappe, Ölfarbe und bloßem Staub. Die WZ gibt einige Empfehlungen.
Düsseldorf. Sybille Kroos setzt sich mit Klischees der Kunstgeschichte auseinander. Sie unterwandert beliebte Themen wie die Gottesmutter mit dem Jesusknaben und macht daraus eine fast schon poppige "Bella Donna".
Ihre Maria trägt wallendes Blondhaar, sie hält eine Papierblume in Pink und Hellgrün, und die Schöne wie ihr Gummihosen-Baby bilden das klassische Dreieck. Was macht die strahlende Maria mit dem Kind so begehrenswert? Warum verfallen wir den Verlockungen der traditionellen Komposition? Was hat die Bildkunst mit Schönheit, Werbung und Banalität zu tun?
Kroos antwortet auf derlei Fragen in klar definierten Linienzeichnungen, Collagen, Holzreliefs und Gemälden. Alles wirkt betont glanzvoll. Bestimmte Motive und Körperhaltungen sind aus italienischen Kirchen oder Bildern von Kollegen entlehnt. Kroos sammelt Papp-Kartons für Weinflaschen, Schokolade oder Kaffee, schneidet sie zurecht und kombiniert die Einzelteile zu irritierenden Collagen.
Wir haben plötzlich nicht nur die Motive der Geburt, sondern auch die des Todes vor uns. Im "Telefonbild" meint der Betrachter, er müsse selbst zum Hörer greifen und die Kommunikation herstellen. Subversiv ist es, wenn die Frau mit dem göttlichen Blick letztlich einen Totenkopf umarmt.
Galerie Peter Tedden, bis 23. Mai, dienstags bis freitags 13-19 Uhr, samstags 10-16 Uhr
Der belgische Bildhauer Peter Buggenhout erhält seine erste Einzelausstellung in Deutschland. Er ist international bekannt für seinen subversiven Umgang mit ungewöhnlichen Materialien wie Staub, Abfall, Tierblut, Haaren und Eingeweiden.
Er verarbeitet weggeworfene Dinge zu apokalyptischen Denkmälern, die nicht ganz geheuer sind. Buggenhout baut Gestelle aus Metall und Holz, bedeckt sie mit dem Staub aus Filtertüten und fixiert die lockeren Teile mit Fixativ.
Seine großen Aufbauten entwickeln eine merkwürdige Magie. Sie sind formlos, aus dem Zusammenhang gerissen, ihrer Farbe weitgehend beraubt - und suggerieren Angst, weil sie leibhaftig das Letzte, Formlose und Verfallene präsentieren. Was einst funktionierte, wird nun funktionslos.
Der Sinn dieser Kunst liegt in der Erinnerung an das Lebensende, wenn alles zu Staub wird. Buggenhout erzeugt in komplizierten Schichtungen über den Trägerkonstruktionen aus Nichtigem und Nicht-Formbarem neue Skulpturen. Zuweilen umgibt er sie mit Rastern, Neonröhren und Gittern. So entsteht eine Balance zwischen Chaos und Form. Zugleich zeigt er ausladende Wand-Skulpturen, in denen er den Magen einer Kuh nach außen dreht.
Platanenstraße 7, bis 20. Juni, dienstags bis freitags 11-18 Uhr, samstags 11-14 Uhr
Das Künstlerpaar Tolia Astali and Dylan Peirce vertritt einen neuen Minimalismus. Zwei Bolzen werden in den Boden der Galerie gedübelt. Daran werden zwei schmale Eisenbleche mithilfe von Schrauben befestigt.
Mit diesem geringen Aufwand an Material und Handwerkskunst gelingt es den Bildhauern, eine neue Vitalität zu erzeugen. Die Bleche schnellen in den Raum und beugen sich dabei leicht zueinander.
Es entsteht ein architektonisches Gebilde in der Art eines Torbogens, der jedoch in seiner Spitze offen bleibt. Aus einem ähnlich minimalistischen Konzept sind auch Reliefs entwickelt. Astali und Peirce haben gefärbten, schwarzweißen Kunststoff auf Glasplatten gegossen.
Der Betrachter meint, merkwürdige, dick-pastige Fotos vor sich zu haben und sucht in der undefinierbaren Masse vergeblich nach dem Sinn der Augentäuschung.
Lindenstraße121, bis 30. Mai, dienstags bis freitags 13-19 Uhr, samstags 12-17 Uhr
Stefan Demary begrüßt die Gäste bei Cosar mit einem zweisitzigen, roten Sofa. Der Schalk hat allerdings die roten Sitz-Stoffe fein säuberlich ausgeschnitten und wie Bilder an die Wand gehängt.
Auf den Sitzflächen des Sofas kommt der weiße Unterstoff zum Vorschein. Es entsteht ein doppelter Effekt: Die roten Stoffe im Bilderrahmen über dem Sofa korrespondieren mit den weißen Textilien im Sofa.
Diesen Verdoppelungseffekt wendet Demary gleichzeitig bei einer asiatischen Porzellanfigur an. Er stellt sie einerseits als Ganzfigur auf einen Sockel und präsentiert andererseits eine zweite Porzellanfigur als Scherbenhaufen auf dem Boden. Das Spiel mit dem Double überführt der Konzept-Künstler auch in die Malerei. Von einem Aquarell ließ er sich in Thailand vergrößerte Kopien anfertigen. In doppelter Ausführung hängen sie als ein Diptychon an der Wand.
Die Besucher suchen mit kindlichem Vergnügen nach den Unterschieden der von Hand erstellten Arbeiten. Demary sagt, er habe den Maler in Thailand gut bezahlt, damit der viel Zeit hatte, um die identischen Bilder akkurat auszuführen.
Flurstraße 57, bis 22. Mai, dienstags bis freitags 11-13 und 15-18 Uhr, samstags 12-14 Uhr