Ausstellung Berit Schneidereit fotografiert das Buschwerk hinter Gittern

Düsseldorf · Die Meisterschülerin von Andreas Gursky, Berit Schneidereit, stellt in der Galerie Cosar ihre schwarz-weißen Fotogramme aus.

Berit Schneidereit stellt in der Galerie Cosar ihre schwarz-weißen Aufnahmen aus.

Foto: Meister/Schneidereit

Die Galerie Cosar setzt jetzt auf Berit Schneidereit, Jahrgang 1988, die zunächst Bildhauerei bei Hubert Kiecol studiert hat und dann Meisterschülerin von Andreas Gursky wurde. Seit zwei Jahren konzentriert sie sich auf die urbane Vegetation, auf das Unkraut, die Büsche, die dürren Äste, aber auch auf den Botanischen Garten an der Universität und auf die ersten Parklandschaften mit Rabatten. Ihr Pfiff ist die Kombination von Fotografie und Fotogramm. Unter dem Titel „Fiktion“ zeigt sie nun an der Flurstraße ihre zweite Soloschau.

Kombination der Techniken in Schneidereits Fotogrammen

Die Meisterschülerin von Andreas Gursky vor ihren Werken in der Galerie.

Foto: Meister/Schneidereit

Sie geht von ihren eigenen, realen, gestochen scharfen Fotos aus, die sie in ihrer eigenen Dunkelkammer bearbeitet, und zwar Eins zu Eins vom Umkehrbild. Auf das großformatige Negativ legt sie feine Netzstrukturen, bevor sie die Collagen schwarz-weiß als Fotogramme abzieht.

Ein Ausschnitt aus einem der Werke Schneidereits: Über dem Foto liegt eine leichte Netz-Struktur.

Foto: Meister/Schneidereit

Der Effekt liegt darin, dass die Strukturen des Blätterwalds einerseits ganz klar aussehen, aber andererseits durch das gleichförmige Raster wiederum recht vage und unkonkret wirken, weil dahinter alles verschwimmt. Die Kombination der zwei Techniken, der alten analogen und der neuen digitalen, ist perfekt. Die Collage führt zu zwei Bildebenen, die der Betrachter nun mühsam auseinander dividieren möchte, denn er hat beim Anblick dieses Fotogramms mit der leichten Verschiebung des Blickpunkts zu kämpfen.

Beim Betrachten wirken die Fotos wie Screenshots vom Bildschirm

Das Schwarz-Weiß-Bild gehört normalerweise der Vergangenheit an. Schneidereit bevorzugt es, weil sie dadurch die feinen Schattierungen in Grauweiß erhält. Aber in der modernen Technik kann sie zugleich mit der Unschärfe arbeiten, als wolle sie das Motiv abschotten. Der Betrachter meint, er habe Screenshots vom Bildschirm vor sich. Dem ist jedoch nicht so. Es sind Unikate, die über chemische Prozesse in der Dunkelkammer entstanden sind.

Mit diesem perfekten Spiel zwischen den scheinbar filmischen Sequenzen und den präzise gesichteten Abbildern der fein strukturierten Allerweltspflanzen aus dem Stadtraum hat sie Erfolg. Sie erhielt schon zwei wichtige Stipendien. Seit Sonntag zeigt sie ihre generierten Programme auch in Schloss Morsbroich in der Ausstellung aktueller Fotografie aus dem Rheinland. Und in David Achenbachs neuer Filiale in Berlin-Mitte ist sie gleichfalls dabei.

Galerie Cosar, Flurstraße 57, bis 27.März