Kultur Kompakt Haydns Schöpfung beim Düsseldorf Festival

Großer Applaus in der Andreaskirche.

Wer träumt nicht gerne von blühenden Landschaften mit klaren, rauschenden Bächen, mit reichen Früchten und duftenden Kräutern, von Heerscharen mit Vögeln wie Lerche und Nachtigall, von großen Walfischen in sauberen Meeren, von Tigern, Löwen, Hirschen, Pferden, Schafen und Insekten? Es reicht! Und wie sieht die Wirklichkeit heute aus? Brennende Wälder, schmelzende Eisberge, vertrocknete Felder, vermüllte Meere, nitratverseuchtes Grundwasser, Rekordhitze und Artensterben. Es reicht!

Das weltliche Oratorium „Die Schöpfung“ von Joseph Haydn, vor 220 Jahren uraufgeführt, beschreibt die obengenannte Idylle unserer Erde, verbunden mit dem Lobgesang auf ihren Schöpfer. Mag das Oratorium inhaltlich naiv erscheinen, wenn es textlich und musikalisch eine „heile Welt“ beschreibt, man kann es aber auch als Mahnung an uns Menschen in Anbetracht einer ins Wanken geratenen Natur begreifen.

Der Dirigent Martin Fratz führte dieses großartige Werk im Rahmen des Düsseldorf Festival 2019 in der bis auf den letzten Platz besetzten St. Andreaskirche auf. Ihm zur Seite standen Chor und Orchester der Andreaskirche sowie die Solisten Heidi Elisabeth Meier (Sopran), Wolfgang Klose (Tenor) und Rolf A. Scheider ( Bass). Mit äußerst präzisem Dirigat und zügigen Tempi führte Fratz seinen hervorragend geschulten Chor zu stimmlicher und interpretatorischer Höchstleistung. „Heil Dir, o Gott, o Schöpfer, Heil“ beschwört die Achtung vor der Schöpfung, vom fast hundert Mitglieder starken Chor mit starkem Ausdruck und Engagement dargeboten. Die visionäre Mahnung folgt auf dem Fuß „Wenn falscher Wahn euch nicht verführt, noch mehr zu wünschen als ihr habt“. In diesem Geiste entfaltete die Interpretation eine eindringliche Wirkung.

Das professionelle Orchester, deren Mitglieder aus zahlreichen Symphonie- und Opernorchestern rekrutiert wurden, bestach durch Klangvielfalt und sensible klangfarbliche Gestaltung. Ebenso überzeugend musizierten die ausgezeichneten Solisten. Mit geschmeidigem und wohlklingendem Timbre ausgestattet, und in den Terzett-Beiträgen klanglich ausgewogen hatten sie neben den Solo-Auftritten ihre eindrucksvollsten Momente im Zusammenwirken mit dem Chor.

Großartig das Finale „Singt dem Herrn alle Stimmen“, in dem Martin Fratz den gesamten Klangkörper zu einem fesselnden Schlussspurt antrieb. Gänsehaut. Großer Applaus. Glückwunsch auch an die beiden Intendanten Christiane Oxenfort und Andreas Dahmen für den gelungenen Auftakt ihres Festivals.