Jazz: Ein wenig Tristesse gab es - aber keinen Blues
Im Zakk verplätscherten die Songs der schwedischen Sängerin Rigmor Gustafsson.
Düsseldorf. Im vergangenen Oktober gastierte die Norwegerin Silje Nergaard in der Tonhalle, jetzt war die schwedische Jazzsängerin Rigmor Gustafsson im Zakk zu Gast. Beide sind nicht nur 1966 geboren, beiden eignet auch eine gewisse Mädchenhaftigkeit im Auftreten, die man bei Frauen über 40 nicht unbedingt attraktiv finden muss. Und, um die Parallelen zum bitteren Ende zu führen: Auch Gustafsson konnte, wie Nergaard in der Tonhalle, kaum mit Originalität geschweige denn künstlerischer Potenz überzeugen.
Rigmor Gustafsson ist auf einer Promotion-Tour für ihre aktuelle CD "Alone With You". Live wird sie von einem Klaviertrio begleitet, in dem jedoch nicht Pianist Jonas Östholm, sondern Kontrabassist Christian Sperring musikalisch die meiste Souveränität besitzt. Verhalten und sehr konventionell begleitet Östholm, Sperring bewies in ungewöhnlich vielen Soli improvisatorisch die größere Kraft. Der interessanteste Mann im Begleittrio ist aber sicher Drummer Jonas Holgersson, der leicht federnd den Drive ins Spiel bringt, den die Kollegen aber leider kaum einmal aufgreifen.
Gustafsson hat für ihre CD selbst zur Feder gegriffen. Es ist erstaunlich, wie altbacken ihre Songs daherkommen. Blues, Shuffle, Jazzballade sind die überkommenen Formen, zu denen ihr aber leider auch keine einzige Melodielinie eingefallen ist, die in Erinnerung bleibt. Das Material klingt zwar nach Jazzstandards, aber zum für andere Interpreten interessanten Dauerbrenner wird wohl kaum ein Stück werden.
Gustafssons Altstimme hat Luft nach oben, ist aber in allen Lagen relativ ausdrucksarm. So ist die Sängerin weder Kraftzentrum ihrer Band noch der alles überstrahlende Stern. Die Stimme ist zwar makellos und der Scatgesang, bei dem sie sich auf Vokale konzentriert, sehr melodiös, doch alles in allem fehlt es der Dame einfach an dem Charisma, das entsteht, wenn ein Interpret sich emotional öffnet. Statt Blues hatte sie nur ein wenig Tristesse zu bieten. Weite Teile des Publikums fanden gleichwohl Gefallen am Konzert.