Wozu Bierflaschen alles gut sein können
Felix Bürkle liefert mit „Beckett, Beer and Cigarettes“ eine gelungene Show.
<strong>Düsseldorf. Niclas Stureberg hockt gesenkten Hauptes auf fünf übereinander gestapelten Bierkisten. Dann richtet er sich auf, nimmt die Bierflasche, die er im Nacken ba-lanciert hat, und wirft sie Felix Bürkle zu. Der steht noch ein bisschen höher und fängt sie, ohne mit der Wimper zu zucken. Dann muss er gut zielen. Jannik Elkær Nielsen liegt, ungefähr vier Meter von ihm entfernt, auf einer ganzen Batterie aufrecht stehender Flaschen. Man hält den Atem an. Mit der Rechten fängt er die von Bürkle geworfene Flasche auf, die Flaschen unter ihm rutschen weg.
Was war das? Tanztheater? Oder doch eher ein artistisches Programm? In deutscher Erstaufführung erlebte man jetzt im Tanzhaus NRW Felix Bürkles Stück rund einstündiges "Beckett, Beer and Cigarettes", zu dem der Jazztrompeter Nils Ostendorf live einen kongenialen Soundtrack lieferte.
Bürkle hat sich von Becketts "Warten auf Godot" für sein erstes größeres Stück inspirieren lassen. Doch im Grunde braucht es den Bezug zum absurden Theater nicht. Diese drei jungen Männer, denen man mit wachsender Faszination zusieht, mögen auf irgendetwas warten, doch der Zeitvertreib, den sie finden, wird so dominant betrieben, dass das Warten und seine Absurdität keine Rolle mehr spielen.
Eine Menge Bierkästen beherrschen die Szene, einen Tisch und vier Stühle gibt’s auch. Ostendorf hat sein Equipment seitlich platziert und darf auch mal mit über die Bühne marschieren. Hauptrequisit ist eine Unzahl von Bierflaschen, mit denen die drei Akteure eine Menge anstellen.
Man kann sie in die Luft werfen und mit einer peitschenartigen Armbewegung wieder auffangen, man kann mit ihr überhaupt viele Dinge machen, die an Jonglage erinnern. Man kann auch in wildem Sprung über den Tisch setzen und eine Flasche, die einem zugeworfen wird, dabei auffangen und so fort.
Bevor man auf übereinander gestapelte Bierkästen klettert, kann man den Bierkastenturm auch noch über die Bühne tragen, und scheinbar bedrohlich gen Publikum schwanken lassen.
Ein wenig könnte der Abend noch gestrafft werden, an manchen Stellen ist die Fokussierung aufs Hauptgeschehen auch noch nicht eindeutig genug. Insgesamt aber ist Bürkle beides gelungen: sowohl eine sympathisch unglamouröse Artistikshow als auch ein körperlich frisches Tanztheater. Mehr davon.
Tanzhaus NRW, Erkrather Straße 30, Samstag ab 20 Uhr, Karten: Tel. 0211/1727017.