Der Versuch, Kunst mit Kunst zu reflektieren
Interview: Willem de Rooij zeigt in K21 Werke aus der Zusammenarbeit mit Jeroen de Rijke.
Düsseldorf. Herr de Rooij, Ihre Arbeiten und die Ihres verstorbenen Freunds Jeroen de Rijke sind sehr verschlüsselt. Helfen Sie uns bei der Entschlüsselung. Wir stehen vor sieben großen, abstrakten Farbfotos, die eine perfekte Farbstimmung wiedergeben. Was wollen Sie damit sagen?
DeRooij: Es sind Lichtstudien für unseren Film "Mandarin Ducks".
Sie wirken wie ein Sonnenauf- oder -untergang. Sind sie digital entstanden?
De Rooij: Nein, es ist alles analog und alles gebastelt worden. Wir haben zwei Lampen mit unterschiedlichem Farblicht und mit Papier genommen, die Lichtfarben auf eine Wand projiziert und abfotografiert. Ganz einfach also. Wir suchten nach einer Theater-Atmosphäre und dachten dabei an die Konstruktivisten, die auch mit Licht manipulierten und die Atmosphäre nicht aus konkreten Objekten schufen. Wir suchten nach einer Umgebung nur aus Licht, das ja nur existieren kann, wenn es auf eine Oberfläche geworfen wird.
Das berühmte "Buffet"-Möbelstück von Gerrit Rietveld spiegelt sich in Ihren verglasten Farbbildern. Ist das gewollt?
DeRooij: Oh ja. In dem Bild wird der Geist von Rietveld als Lichterscheinung deutlich. Ich habe bewusst auf die Reflexion geachtet.
Sie haben bei "Orange" 81 monochrome Farb-Schattierungen von milden bis aggressiven Tönen als Dias an die Wand projiziert. Was wollen Sie mit dieser Farbatmosphäre dem Betrachter mitteilen?
DeRooij: Dass wir die Farbe nie greifen, nie vermitteln, sondern nur konkret erleben können. Manchmal ist das Orange fast gelb, manchmal fast rosa. Die Farb-Assoziationen sind für alle Leute anders.
Wie sind Sie vorgegangen?
DeRooij: Wir haben mit farbigen Pappen gearbeitet und unterschiedliche Farben übereinander gelegt. Wir wollten sehen, wie sich die Farben beeinflussen, wie sie Licht reflektieren oder durchscheinen lassen.
Oranje ist die niederländische Nationalfarbe und der Name des Königshauses. Gibt es politische Verweise?
DeRooij: Man kann als Holländer diese Farbe nicht benutzen, ohne sich ihrer bewusst zu sein. Es geht uns immer auch um Erfahrungen und Erinnerungen. Beim Beschreiben der Mona Lisa hat jeder etwas anderes im Kopf.
Ihr Film "Mandarin Ducks" handelt von zehn Menschen, die sich über Gott und die Welt unterhalten und dabei stereotype Verhaltensweisen übersteigert nachspielen. Ihre Intention?
DeRooij: Eine schwarze Komödie zu machen. In dem Film wird viel Hass und Wut geboren.
In ihrem zweiten Film, "The Point of Departure" von 2002, wird nichts als ein Orientteppich abfotografiert, der schließlich im schwarzen Nichts verschwindet. Entgleitet da etwa eine fremde, orientalische Kultur?
Vita Willem de Rooij wurde 1969 in Beverwijk, Holland, geboren. Er studierte von 1990 bis 1995 an der Gerrit Rietveld Akademie und von 1997 bis 1998 an der Rijksakademie, beide in Amsterdam. Er lebt in Berlin und Amsterdam.
Kooperation Willem de Rooij arbeitete bis 2006 mit Jeroen de Rijke (1970 bis 2006) zusammen. Beide nahmen an Biennalen in verschiedenen Ländern teil. Im Jahre 2005 vertraten sie Holland auf der Biennale in Venedig.
Ausstellung: K21, Ständehausstraße 1, bis 13.April, dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, samstags, sonntags sowie feiertags zwischen 11 und 18Uhr.
Katalog Er erscheint Mitte Februar in Deutsch, Englisch und Italienisch, mit Abbildungen.