Lesung: Ein Garten für Rose Ausländer
Zum 20.Todestag der großen Lyrikerin las Angela Winkler im Schauspielhaus.
Düsseldorf. Als Rose Ausländer am 3. Januar 1988 starb, hatte sie an die 2500 Gedichte geschrieben. Fast so viele sind jetzt auch veröffentlicht, die Zahl der verkauften Bücher nähert sich einer Million. Dies verkündete mit berechtigtem Stolz ihr Herausgeber Helmut Braun, dem die von Arthrose geplagte Dichterin bis zuletzt noch Texte diktiert hatte, an der Feier zum 20. Todestag.
Im ausverkauften Kleinen Haus erzählte Braun anschaulich von seiner Begegnung mit der jüdischen Dichterin, die ihre letzten Jahre im Düsseldorfer Nelly-Sachs-Haus verbrachte. Passend zu den wunderbaren Celloklängen von Katharina Deserno trug die Schauspielerin Angela Winkler mit leicht rauchiger Stimme und großer Intensität Gedichte von Rose Ausländer vor. In fast allen spiegelt sich ihr Leben, das von den Schrecken des 20. Jahrhunderts geprägt war. Als Rosalie Scherzer im Mai 1901 in Czernowitz auf die Welt kam, gehörte die Stadt in der Bukowina noch zu Österreich-Ungarn. Mit ihrer Mutter überlebte sie die Zeit der deutschen Besatzung im Ghetto und in Verstecken. Nach dem Krieg emigrierte Rose Ausländer in die USA und kehrte erst 1965 nach Europa zurück.
"Mein Heimweh ist ein Stacheltier" lautet eine Gedichtzeile, und in "Verwundert" heißt es: "Noch nicht abgestreift / das Ghettokleid / sitzen wir um den duftenden Tisch / verwundert / dass wir hier sitzen." Aber auch die Natur ist ein großes Thema von Rose Ausländer: "Grüne Mutter / Bukowina / Schmetterlinge im Haar ". Zuletzt wurde sie von der Natur im nahen Nordpark inspiriert: "Noch / duftet die Nelke / singt die Drossel / noch darfst du lieben / Worte verschenken / noch bist du da."
Noch einen Wunsch gibt es von Helmut Braun und der Rose-Ausländer-Stiftung: Dass jener Garten im Nordpark, den die Dichterin so liebte, zu ihren Ehren getauft würde in: Rose-Ausländer-Garten.