Kunst Johannes Bendzulla, der Handwerker der Kunst

Düsseldorf · Der Meisterschüler von Christopher Williams analysiert bei Petra Rinck das Image des Künstlers.

Johannes Bendzulla, der Analytiker der Künste, stellt bei Petra Rinck aus.

Foto: Helga Meister

Johannes Bendzulla ist den Kinderschuhen der Computerkunst längst entwachsen. Dem 35-Jährigen geht es nicht ums naive Malen mit dem Computer, nicht um Tools und Freeware, nicht um die bloße Weiterführung der Bildproduktion mit digitalen Mitteln. Er sucht nach Prinzipien der künstlerischen Tätigkeit und analysiert zugleich die Praxis der Kunstkäufer und Kunstverkäufer. Er ist ein kluger Kopf und ein guter Künstler, versehen mit unzähligen Stipendien und Förderpreisen, der der Kunst dennoch nicht traut. In seiner Einzelausstellung bei Petra Rinck entlarvt er den scheinbaren Mehrwert einer künstlerischen Tätigkeit gegenüber der im Alltag. Er benutzt dazu grüne Putzhandschuhe, die im Hausfrauenjob bekannter als die Künste des Johannes Bendzulla sind. Eben darum geht es, er stellt die Handschuhe wie eine Skulptur aufs Podest.

Das Spiel mit dem Image des Künstlers und einer Putzfrau

Der Meisterschüler von Christopher Williams an der Kunstakademie Düsseldorf mit anschließendem Postgraduiertenstudium an der Medienhochschule in Köln, war zuletzt bei der Gruppenausstellung „Polke und die Folgen“ im Museum Morsbroich dabei. Er liebt den Schein, spielt wie sein großes Vorbild Polke, führt den Betrachter ständig hinters Licht, agiert mit Virtualität und physischer Präsenz und lotet die Widersprüche zwischen Kunst und Hausarbeit, zwischen Haptik und dem bloßen Gefühl des Taktilen, zwischen der Fläche und ihrem fiktiven Schatten aus. Bendzulla hat es faustdick hinter den Ohren. Dennoch spielt er nicht nur, sondern verfolgt eine klare Analyse.

Wenn er mit den grünen Gummihandschuhen seine Schau in Flingern beginnt, so geht es ihm um das Image der Hausarbeit, das so schlecht ist, dass niemand putzen will. Im Gegensatz zum Tun des Künstlers, dessen Wirken das Volk wertschätzt und mit Tugenden wie Autonomie, Freiheitsdrang, Authentizität und Intensität belegt, wie Bendzulla die Merkmale des Künstlerischen benennt.

„Ich will die besonders niedrige Wertschätzung der Hausarbeit mit der künstlerischen Arbeit zusammenbringen“, sagt er. Der Vergleich gelingt, indem er Dinge schafft, die die Sinne ansprechen. Man hat das Gefühl, die Leinwand auf seinen Bildern erzeuge ein merkwürdiges Gefühl des Filzigen und Rauen, was nicht stimmt. Da ist der Schaum beim Waschen, der aber auch eine bloße, leer gelassene Sprechblase sein kann. Und was da über eine Schautreppe in einen fiktiven Raum geführt wird, ist ein schwarzes, animistisches Herz, aus dessen Hauptschlagadern Pinsel wie Wurfgeschosse hervortreten.

Nie kann man dieser Kunst ganz trauen. Das Herz im Mittelpunkt des Bildes wirkt wie eine dreidimensionale Skulptur, ist aber noch nicht einmal eine Collage, und wird neben einen Klecks gestellt, den er pingelig genau mit dem Zeichenstift konturiert. Dieser Künstler-Handwerker führt letztlich die Betrachter mit technischen Raffinessen hinters Licht. Wer es aber wagen würde, ihn als Künstler zu hofieren, dem wirft er den lakonischen Satz an den Kopf: „Ich liebe meinen Job“. Will heißen: „Auch ich bin ein Arbeiter.“

Die Ausstellung ist der Galerie Petra Rinck, Brikenstraße 45, bis zum 10. Januar zu sehen. Besuch ist möglich, nach Vereinbarung. Weitere Informationen online: