Kabarett: HG Butzko - Ach ja, die Jahre mit Haaren!
Hans-Günter Butzko kommt an den Ort seiner geheimen Sehnsüchte, an das Kom(m)ödchen nämlich, und amüsiert.
Düsseldorf. Seit seiner Geburt habe er davon geträumt, einmal in Düsseldorf aufzutreten - nicht der schlechteste Anfang für einen Kabarettisten im Kom(m)ödchen. Doch HG (Hans-Günter) Butzko ist keiner, der seinem Publikum zwei Stunden lang Honig ums Maul streicht, oh nein! Direkt nach dem Kompliment schmiert der Gelsenkirchener den Leuten die Finanzkrise samt 500-Milliarden-Euro-Bürgschaft der Bundesregierung aufs Brot, um ihnen dann um die Ohren zu hauen: "Wir sind die Deppen, deswegen heißt’s auch Deppression."
Unter der Überschrift "Spitzenreiter" steht die Ruhrschnauze ("Tech-no" statt "Tek-no") derzeit mit ausgeleiertem T-Shirt, zerbeulter Kappe und reichlich Kumpel-Charme auf der Bühne und bietet nach eigenen Angaben "Höhepunkte und Breitseiten aus vier Programmen". Tatsächlich ist sein kurzer Blick in die Abgründe der globalisierten Finanzwirtschaft eines der wenigen wirklich aktuellen Themen des Abends.
Der 1965 im Pott geborene und gegenüber eines bekannten Stadions aufgewachsene Kabarettist ("Was Konrad Lorenz für die Gänse war, ist Schalke für mich") wühlt lieber in der Vergangenheit. "Kennt ihr Gerd Schröder noch, den leitenden Angestellten von Gazprom und Interims-Kanzler zwischen zweimal 16 Jahren CDU?"
Bei den Christdemokraten bekommt die Chefin ihr Fett weg. Angela Merkels Buch "Mein Weg" aus dem Jahre 2004 zerfleddert HG Butzko in schnoddrigem Ton und in Nullkommanichts. "Gottseidank ist sie auf dem Weg und kämpft nicht, sonst hieße das Buch ja. . ."
Auch der vermeintliche "Computer-Gau" im neuen Jahrtausend wird noch einmal aufgewärmt - mit den Camping-Kochern, die sich laut Butzko die halbe Bevölkerung aus Angst vor Silvester 1999 angeschafft hatte.
Einen hohen Wiedererkennungswert fürs Publikum hat seine melancholische Rückschau auf die eigene Jugend. Der Mann mit Glatze erinnert sich an die Zeit mit Haaren, an ein Leben mit drei Programmen und Sendeschluss. Als nur Captain Kirk auf der Enterprise ein Handy besaß und das Lebensmotto des Gelsenkircheners noch lautete: "Wer saufen kann, kann auch arbeiten". Heute reiche es höchstens noch zu einer mit Weinbrand gefüllten Praline.
Wenn HG Butzko als zugekiffter Bauchredner "Chris di Motten" mit Hippie-Perücke den Abend beschließt, wünscht man sich, bald wieder ein paar "Breitseiten" von der Ruhr am Rhein zu hören.
Noch einmal am Montag, 20 Uhr, Kom(m)ödchen, Karten: Telefon: 329443.