Kabarett: Niedermachen, was alle nervt

Im Kom(m)ödchen spotten Pigor und Eichhorn ironisch-brutal über Alltäglichkeiten. Und das Publikum klatscht enthemmt mit.

<strong>Düsseldorf. Alltäglichkeiten sind ihnen wichtig, jede Menge Alltagsgeschichten und nur die skurrilsten oder die absurdesten - was oft aufs Gleiche hinauslaufen mag. Sie sind die Basis aller Chansons, die Thomas Pigor zusammen mit Benedikt Eichhorn und Ulf Henrich zu Gehör bringt. "Pigor singt, Eichhorn muss begleiten und Ulf ist auch dabei" - unter diesem Motto gastieren die drei Männer mit ihrer "Volumen 6-Tour" im Kom(m)ödchen und sorgten bei der Premiere für Lacher am laufenden Band.

Ein buntes Potpourri überdrehter Banalitäten

Das Wichtigste zuerst: der Abend gefiel offensichtlich. Nach Befragung eines unabhängigen Applausometers kamen die beiden Zugaben am besten an. Darin wurden einerseits die Widrigkeiten besungen, die jedwedem Menschen im Umgang mit der Fleischereifachverkäuferin bekannt sind. Und "Die Kevins haun uns raus" darf getrost als Abräumer des Abends tituliert werden. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Zuhörer ein buntes Potpourri überdrehter Banalitäten in drei Hälften (sic!) erlebt. "Wir machen das wie in der Schule mit großer und kleiner Pause." In der kleinen Pause gab es übrigens ein Tässchen Wodka und Hustenbonbons. Zwischen diesen drei Hälften wurde chansonartig thematisiert, warum nicht fest liierte Frauen uninteressant sind, was es mit Mutlosigkeit und Opportunismus vieler Entscheidungsträger Deutschlands oder so genannten Rabenmüttern auf sich hat. Dass Pigor dabei mit einem scharfzüngigen Zischlautakzent betont langsam singt, gibt seinen Angriffen und Repliken auf junge Schnösel ("Jung und inkompetent"), die angeblichen Wunder der Computerwelt ("Rache für die gebrochenen Versprechen von IT") oder merkwürdige Beschäftigungstherapien ("Zeitverplempern mit Sozialkontakten") immer besonderen Zunder.

Mit falschem Lächeln und in glitzernde Phantasieuniformen gehüllt weitet er die Kampfzone aus und macht nieder, was wohl viele Menschen nervt, aber sich eben nur wenige zu sagen trauen. "Wenn der Tresen nicht wär’ / Dann sähst du kein Land mehr / Dann fiel ich über dich her / Und würde dir klarmachen, dass ich da bin / Du windige Wurstverkäuferin", wird die Situation, von eingangs besagter Fleischereifachverkäuferin geflissentlich ignoriert zu werden, besungen.

Neben den ironisch-brutalen Texten, die zuweilen ein wenig ausuferten, funktionieren die von Benedikt Eichhorn am Klavier intonierten und von Ulf Henrich gesampelten Melodien teilweise so vortrefflich, dass bei manchen Darbietungen gar enthemmt mitgeklatscht wurde. Nach zwei Stunden, am Ende des Abends, bedankte sich Pigor brav beim Auditorium. "Sie waren wunderbare Schallschlucker. Wir haben uns toll amüsiert."

Das Duo Thomas Pigor und Benedikt Eichhorn sind seit 1995 ein Berliner Kabarett-Duo. Seit 2000 ist auch Ulf Henrich dabei.

Karriere Bekannt wurden sie durch ihren Salon-HipHop, eine moderne Spielart des kabarettistischen Liedes, das aktuelle Musik mit satirischem Inhalt verbindet.