Kabarett: Schnellredner greift an

Wilfried Schmickler stellte sein neues Programm im Savoy vor.

Düsseldorf. Wilfried Schmickler gehört nicht zu den Leuten, die lange fackeln. Kaum ist der Antrittsapplaus verklungen, führen seine ersten Sätze mitten hinein in sein kabarettistisches Programm. Bei seinem Auftritt im Savoy war das eine Persiflage auf die Verfehlungen deutscher Soldaten am Hindukusch, die der 53-Jährige zur makaberen "Hamlet"-Interpretation nutzt. Und das Publikum in der "heimlichen Weltkulturhauptstadt Düsseldorf", wie der Wahl-Kölner frozzelt, dankt es ihm mit Beifall. Was folgt, ist eine Non-Stop-Attacke auf Geist und Zwerchfell. Schmickler, der die Sätze abfeuert wie ein Maschinengewehr, beweist mit seinen satirischen Angriffen, die Lage der Nation zu kennen.

"Der Russe schläft nicht und der Chinese steht auch vor der Tür"

"Zum Dritten" lautet der Titel seines Programms. Und was dem Auktionator der Hammer, mit dem er einen Gegenstand "zum Dritten" an den Mann bringt, ist dem Kabarettisten seine Sprache, mit der er guillotine-artig so manchen Politiker einen Kopf kürzer macht. Den Ausverkauf des Sozialstaats thematisiert er, diesen "Schlussverkauf total". Bei dieser großen Haushaltsauflösung sind als Superschnäppchen von der innerbetrieblichen Rente über städtische Freibäder bis zur Schülermonatskarte alles dabei. "Zögern Sie nicht zu kaufen! Der Russe schläft nicht und der Chinese steht auch vor der Tür", unkt er. "Nächstenliebe? Was für ein toller Wert. Damit können Sie im Varieté auftreten." Als "dummer August" ätzt er und rattert zur Wertejonglage. Den süßen Lockruf des Geldes zerschreddert er, macht im Vorbeigehen Günther Oettinger platt ("Baden Württemberg - wir können alles, außer Geschichte") und lässt an den Mitgliedern der Großen Koalition kein gutes Haar. Als prominente Beispiele zieht er Ursula von der Leyen, die "Wurfmaschine aus dem Hause Albrecht", durch den Kakao, macht Angela Merkel und Franz Müntefering als Eislaufpaar lächerlich und verpasst Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt den griffigen Slogan "krank, aber crazy". "Nein, nein", erklärt Wilfried Schmickler mit Unschuldsblick, "dies ist ein absolut beleidigungsfreies Programm." Zwei tempo- und reiche Stunden unterhält er seine Zuhörer, zeigt in einer Dia-Show freche Verfremdungen der Regierungsspitze und begibt sich mit einer Tirade gegen den Sprachverfall des Deutschen auf dünnes Eis. Mit tosendem Applaus dankte ihm das Publikum.