Premiere: Ein Tanz wie ein Flüstern

Mit ruhigen Bildern erzeugt Choreografin Alexandra Waierstall im Tanzhaus NRW aufregende Grenzerfahrungen.

Düsseldorf. Lange passiert auf der Bühne gar nichts. Aus dem Hintergrund nähert sich langsam eine schemenhafte Silhouette dem illuminierten Globus. Leise wächst aus dem Dunkel die Projektion einer Stadt. Die Ersten stehen auf. Können sie diese zeit-untypische Drosselung der Geschwindigkeit nicht ertragen? Sie ziehen Jacken an und Schuhe aus, um dann als Akteure nach vorn zu schreiten.

So bricht schon das erste, in kleinsten Schritten inszenierte, Bild von "Crossing Borders" die Trennung zwischen Bühne und Betrachter auf. Rund 60 Minuten lang führt Choreografin Alexandra Waierstall (Noema Dance Works) den Zuschauer mit dieser Uraufführung an die Grenzen im Kopf, im Körper, auf der Landkarte. Stehend verweilen Philip Bergmann, Gabriela Tarcha, Mary Randou, Christos Papadopoulus und Savvas Baltzis mit dem Rücken zum Zuschauer.

Überdeutlich sind diese visualisierten Grenzen, aus denen Positionen, Definitionen und Konturen wachsen. Wie ein Redner durch das Senken seiner Stimme bedingungslose Aufmerksamkeit provoziert, fordert Waierstall mit diesem Tanz, der wie ein Flüstern ist, hohe Konzentration beim Betrachter ein, verursacht ein beinahe rauschhaftes Erleben der Langsamkeit. Minutenlang reckt das Ensemble schlicht die Hände in die Projektion hinein. Unaufdringlich. Aber groß.

Ca. 60 Minuten, weitere Auff. 17.4., 12.5., Tanzhaus NRW, Erkrather Str. 40, Karten: Telefon 0211/17 27 00

Alexandra Waierstall: 1979 als Kind zypriotischer Eltern deutscher Herkunft geboren, lebt in Düsseldorf. Sie studierte Tanz am European Dance Development Center in Arnheim und Düsseldorf.

Erfolge: Für ihre Choreografien gewann sie zahlreiche Auszeichnungen, u. a. bei der Tanzplattform in Zypern.