Düsseldorf. Eine fiebrige Erkältung habe sich der Star-Gast, die Sopranistin Annette Dasch, zugezogen, lautet die schlechte Nachricht, die Matthias Glander, Klarinettist des Trio Apollon überbringt. Die gute: Trotz der Indisposition will die Sopranistin singen - Erleichterung im Robert-Schumann-Saal. Denn für das nicht sehr bekannte Trio Apollon dürften sich die wenigsten Besucher am Mittwoch ins Kammerkonzert aufgemacht haben. Annette Dasch wird von Konzertveranstaltern und Managern zuweilen als "deutsche Netrebko" gehandelt. Und die wollen sich Gesangsfans freilich nicht entgehen lassen.
Unfreiwillig muss man die hohen Erwartungen herrunter schrauben
Die gesundheitsbedingte Indisposition gibt einen kleinen Wermutstropfen in die Musikmelange. Die Idee, drei Vertonungen des Goethe-Gedichts "Kennst du das Land, wo die Zitronen blüh’n" hintereinander aufzuführen, hat sehr großen Reiz, zumal drei Genies des Liedes, Schubert, Schumann und Wolf, Goethes Verse ins Reich der Klänge führen. Und umso schöner wäre es gewesen, einer stimmlich unversehrte Annette Dasch lauschen zu können. Nun muss man also mehr oder weniger unwillig die hohen Erwartungen herunterschrauben. Daschs Erkältung erweist sich als unüberhörbar, selbst die Intonation leidet immer wieder. Doch verfügt die Sopranistin, die nicht grundlos bei den diesjährigen Salzburger Festspielen die sehr anspruchsvolle Partie der Donna Anna aus Mozarts "Don Giovanni" singen darf, über große Reserven und eine Stimme, deren hellgoldenes Timbre vor allem im deutschsprachigen Raum Seltenheitswert genießt. Auch die differenzierte Textbehandlung und das tiefe Einfühlungsvermögen in die poetische Welt des Liedes adeln den Gesang. So gelingt es Annette Dasch, trotz Fieber zu erfrischen und zu begeistern. Auch vier Vertonungen aus Wolfs "Italienischem Liederbuch" überzeugen durch brillante Höhen, enorme Tragfähigkeit und komödiantischen Ausdruck - auch wenn manches aufgrund Daschs schlechter Tagesform unterbelichtet bleibt. Wenig Freude kommt beim Spiel des Trio Apollon auf. Die Musiker, hauptberuflich in Daniel Barenboims Orchester der Berliner Staatsoper, kommen über die Mindeststandards professionellen Musizierens kaum hinaus. Klarinettist, Bratscher und Pianist erzeugen etwa in Michail Glinkas "Trio pathétique" nur sehr wenig Spannung. Auch das spieltechnische Niveau macht einen begrenzten Eindruck.
Annette Dasch
Vita Geboren 1976 in Berlin. Gesangsstudium an der Münchner Musikhochschule sowie musikdramatische Darstellung an der Uni Graz; Meisterkurse u. a. bei Wolfram Rieger und Helmut Deutsch.
Karriere Siegte 2000 bei wichtigen Wettbewerben in Barcelona und Zwickau. Durchbruch bei den Salzburger Festspielen 2007 als Armida. Dieses Jahr singt sie dort die Donna Anna aus "Don Giovanni".