Premiere: Wenn man nichts zu sagen hat, beginnt die Kommunikation
Studenten der Heine-Uni überzeugen im FFT mit „Louis“.
Düsseldorf. Auf den ersten Blick kein Ort, an dem man das Schweigen vermutet. Vorne am Bühnenrand in lockerer Gruppenformation junge Leute, dahinter unter bunten Glühbirnenketten die ebenso luftige Anordnung weiterer Menschen. Wenn dann noch die Trompetenmelodie erklingt, würde der Zuschauer annehmen, dies sei die Fanfare zum Partyauftakt. Nicht so bei "Louis", das jetzt in der Regie Daniel Rademachers in den FFT-Kammerspielen Uraufführung hatte. Denn der ominöse Louis, der einfach nur dasitzt, freundlich guckt und dessen Kommunikation grundsätzlich nonverbal ist, dieser Louis ist anders als die Anderen und sein Anderssein gibt Rätsel auf. "Wenn keiner was sagt, dann ist es doch langweilig", konstatiert einer aus der Gruppe. Also wird versucht, die Mauer des Schweigens zu durchbrechen. Mit hastig erzählten "Wendy"-Episoden und humorfreien Anekdoten von der Pferderennbahn. Diese gehaltfreien Geschichten, erzählt, die Stille zu beleben, lassen ahnen, dass an der Kalenderweisheit "Reden ist Silber, Schweigen ist Gold" etwas dran ist. "Louis" ist ein Abend über die Grenzen des Schweigens und die vermeintliche Ohnmacht der Sprache. Vor allem zeigen die 14 Darsteller, allesamt Studierende der Heinrich-Heine-Universität, wie beklemmend es ist, nicht miteinander ins Gespräch zu kommen oder sich partout nichts zu sagen zu haben. "Ich möchte das maritime Ziel erreichen und ozeanisch werden. Aber ich fühle mich terrestrisch", umschreibt einer dieses klamme Gefühl. "Louis" ist eine Adaption von Nathalie Sarrautes "Le Silence", in dem die Autorin eine Art Mikropsychologie entwickelt. Es geht nicht um große Leidenschaften, sondern um Minidramen: Ängste, Unbehagen, winzige psychische Regungen, die in einem toben, aber stumm sind.