Konzert im Stahlwerk: Tanzbares von den Ting Tings
Die gefeierte Disco-Pop-Band aus Großbritannien erzielt mit einfachen Mitteln ein Maximum an Wirkung.
Düsseldorf. Es handelt sich um ein dankbares Publikum, mit dem es die Ting Tings zu tun haben. Der wahrscheinlich unterhaltsamsten Hype-Band dieses Jahres genügen simple Gimmicks, um die Abi-Party-Stimmung im Stahlwerk nicht abebben zu lassen. Als da wären: Stampfbeats, knackige Punk-Akkorde, ein görenhafter Gesang und Synthie-Klänge, die so naiv klingen wie eine Spielzeugtrompete aus Plastik.
Der ohrenbetäubend laute Disco-Pop, den der sonnenbebrillte Drummer und Klangtüftler Jules De Martino und die hyperaktive Sängerin Katie White in die Boxen jagen, ist nun einmal überschaubar konstruiert. Dass das Duo aus Manchester es dennoch schafft, dabei originell und distinguiert zu wirken, ist bemerkenswert.
Es dürfte genau dieser achselzuckende Minimalismus sein, der das Pärchen so lässig erscheinen lässt: Warum zur Hölle brauchen wir einen Bass? Wieso ein sauber klingendes Keyboard? Weg mit diesem Angeber-Firlefanz!
Die Konzertbesucher, eine quietschfidele Meute in H&M-Klamotten, goutieren die Songs hüpfenderweise. Die Ting Tings, die 2008 erst ihr Debütalbum "We Started Nothing" veröffentlichten, haben ja auch genug tanzbare Hits im Angebot: das herrlich rotzige "That’s Not My Name" etwa oder "Shut Up And Let Me Go", eine Zickenhymne, die man sich in den 90er Jahren mal von den Spice Girls gewünscht hätte.
Katie White, die 25-jährige Frau, die all das singt, trägt Mütze, Ringel-Kleid und Stiefel - und sieht dabei so aus wie eine Mischung aus Pippi Langstrumpf, Riot Grrrl und Disco-Luder. Um ihr Erscheinungsbild abzurunden, fehlt eigentlich nur noch ein dickes Hubba-Bubba-Kaugummi zwischen ihren Zähnen.
Als sie schließlich einen Zettel mit deutschen Sätzen vorliest, weil ihre Sprachkenntnisse nicht für eine spontane Rede in der Landessprache ausreichen, wird gejohlt wie bei einem Comedy-Abend. "Wir spielen, damit ihr tanzen könnt", trägt die Engländerin vor, und entschuldigt sich ein paar Zeilen später brav: "Mein Deutsch ist scheiße."
Die dankbaren Zuschauer schließen sie endgültig in ihr Herz.