Rheinoper: Zwischen Düsternis und Aufhellung
Stein Winge inszeniert Janáceks „Aus einem Totenhaus“.
Düsseldorf. Nach dem fast gleichnamigen Roman von Fjodor Dostojewski komponierte der tschechische Spätromantiker Leos Janácek seine letzte, düsterste und schwierigste Oper "Aus einem Totenhaus". Der Norweger Stein Winge, der an der Rheinoper bereits einen ganzen Janácek-Zyklus inszenierte, führt auch nun wieder Regie. Die musikalische Leitung hat der scheidende John Fiore, der im Sommer die Stelle des Musikdirektors an der Norske Opera in Oslo übernimmt.
Zentral seien Kontraste zwischen der Düsternis im ersten und dritten Akt und der heiteren Aufhellung im zweiten. "Alles wird dort plötzlich friedlich und fröhlich." Die Gefangenen in einem Arbeitslager (Dostojewski verfasste seine Aufzeichnungen auf Basis seiner Beobachtungen während seiner Gefangenschaft im sibirischen Straflager Omsk) führen anlässlich eines Feiertages ein Stück im Stück auf. "Für professionelle Darsteller ist es gar nicht einfach, Menschen zu spielen, die selbst nicht richtig schauspielern können", erklärt Stein Winge.
Sich in die Menschen in einem Gefangenenlager einzufühlen fällt dem Bass-Bariton Oleg Bryjak leichter als den anderen Sängern, denn er wuchs als Sohn eines Zwangsarbeiters in einem solchen Lager auf, ja er wurde in Kasachstan dort hineingeboren.
"Als Kinder haben wir dort gerne mit den Stacheldrahtzäunen gespielt. Warum, weiß ich nicht." Wichtig sei aber ein Wille zum Leben gewesen und das Bestreben, die eigene Kultur nicht zu verlieren. "Janácek hat die Geschichte von Dostojewski noch verbessert", meint Oleg Bryjak, der in der Oper die Rolle des als Taugenichts abgestempelten Schischkow übernimmt.
Bei Dostojewski seien die Geschichten, die sich die Leute erzählten, nur Nebensache, bei Janácek rückten sie aber ins Zentrum. Und dies mache den besonderen Reiz aus.
Der in Prag geborene, aber schon seit vielen Jahren in Bayern lebende Jan Vacik (Tenor) singt in der Produktion die Partie des Skuratow, der in der Oper über seine große Liebe zu einer Deutschen berichtet.
Die Musik findet Vacik äußerst facettenreich. Es stecke viel von anderen Janácek-Werken darin, etwa der Glagolitischen Messe oder der "Sache Makropulos". Die Partien seien überdies sehr kühn komponiert. "Wir singen andere Melodien und Harmonien als die im Orchester vorkommenden."
Premiere ist am 8. Mai, 19.30 Uhr. Weitere Aufführungen sind am 10., 16., 21., 27. und 30 Mai, 19.30 Uhr, am Sonntag, 24. Mai, 15 Uhr, sowie im Juni. Überdies wird der Janácek-Zyklus wiederholt: 2. Juni "Jenufa"; 3. "Katja Kabanowa", 4. "Das schlaue Füchslein", 5. "Die Sache Makropulos", und 6. abermals "Aus einem Totenhaus". Dauer circa zwei Stunden. Karten und Infos unter Telefon 0211/8925211 und im Internet: