Konzert: Wenn Schumann auf Rock und Latin trifft
Die Klazz Brothers und Edson Cordeiro gastieren im Savoy Theater. Doch der Mix aus Klassik und Jazz bleibt etwas brav.
<strong>Düsseldorf. Die Begriffe Klassik und Jazz haben die Gebrüder Tobias und Kilian Forster zu dem Kunstwort "Klazz" verschmolzen. Und weil sie ja auch noch Brüder sind, heißt ihr Trio "Klazz Brothers", der Dritte im Bunde, Schlagzeuger Tim Hahn, wird da einfach integriert. Als "Classical Crossover" bezeichnen sie ihre Musik, was meint, dass sie klassische Themen jazzig interpretieren. Werke von Bach und Schumann präsentierte die Band jetzt im Savoy Theater.
Die eigentliche Attraktion aber war der brasilianische Sänger Edson Cordeiro, mit dem die Band im zweiten Teil des Konzerts einen Streifzug durch Jazz, Pop, Rock und Oper unternahm.
Mit Themen aus Bachs "Kunst der Fuge" sowie aus dem "Wohltemperierten Klavier" und dann einem Potpourri aus Schumanns "Kinderszenen" begann der Abend. Bei Bach swingte die Band, bei Schumann kamen auch schon mal sanfte Rock- und Latingrooves zum Einsatz. Die Themen blieben erkennbar, die improvisatorische Hauptlast lag nicht nur auf den Schultern von Pianist Tobias Forster, auch sein Bruder Kilian am Kontrabass hatte mehrere Soli.
Allen drei Musikern hört man ihre klassische Ausbildung an, sie beherrschen ihre Instrumente auf hohem Niveau. Dass sie tatsächlich mehr in der Klassik zuhause sind, machte sich daran bemerkbar, dass es ihnen insgesamt ein wenig an Schwung fehlte, oder dass Tobias Forster sehr oft Rückungen und Akkordbrechungen bei seinen Improvisationen einsetzte, anstatt individuellere Melodielinien zu kreieren. Zudem geht ihre "Verjazzung" stilistisch nicht über Mainstream-Modern-Jazz hinaus, bleibt also relativ brav.
Aber dann Edson Cordeiro. Der 40-jährige Brasilianer ist eher klein und schmächtig. Als letztes Stück vor der Pause darf er aus dem Ennio Morricones Soundtrack zu "Spiel mir das Lied vom Tod" einen Appetithappen für den zweiten Konzertteil präsentieren und beweist dabei gleich sein besonderes Talent. Er ist ein Countertenor, der seine Stimme bis in den Sopranbereich hochschrauben kann, und das auch mit viel Kraft.
Die Erwartungen an den zweiten Teil waren entsprechend angeheizt, doch erfüllten sie sich nur zum Teil. Ja, Cordeiro kann hoch singen, doch in seinen tieferen Lagen ist er dafür bei weitem nicht so brillant. Seine Spitzen verkommen so ein wenig zum aufgesetzten Effekt, dessen Einsatz kaum einmal musikalisch notwendig erscheint.
"Creole Love Call" (Duke Ellington) verbogen Cordeiro und die Klazz Brothers zu einer zu schmachtvollen Nummer, Janis Joplins "Mercedes Benz" wirkte dafür schlicht kastriert. Und an "Kiss" von Prince hätte man sich so besser auch nicht herangewagt, dazu fehlten dem Sänger mit seiner theatralischen Dauergestik und seiner Begleitung sowohl die Coolness als auch der Soul.
Auch sei in Frage gestellt, ob man denn unbedingt den Bossa-Nova-Klassiker "The Girl From Ipanema" mit der Arie der Königin der Nacht aus Mozarts "Zauberflöte" kombinieren muss oder das von Cordeiro eigentlich anrührend gesungene "Guten Abend, gute Nacht" mit Sinatras "My Way". Da blitzte im Potpourri zuviel Kunsthandwerk durch und zu wenig Kunst.