Künstler Andreas Schmitten: Raumverwandler und Senkrechtstarter
Andreas Schmitten erobert mit 33 Jahren die deutsche Kunstszene. Am Freitag hat er seine Vernissage zur DC Open.
Düsseldorf. Wenn es einen Senkrechtstarter in der Kunst der Raumverwandlung gibt, dann ist es Andreas Schmitten. Der junge Mann durfte auf ausdrücklichen Wunsch des damaligen Rektors Tony Cragg an der großen Bildhauer-Schau in der Kunstsammlung teilnehmen, als jüngster Mitstreiter.
Mehr noch, Tony Cragg eröffnete seine eigene neue Halle mit ihm in Wuppertal. „Er ist ein interessanter Künstler. Er wird seinen Weg gehen“, sagte Cragg bei der Präsentation des Schmitten’schen Raums im Skulpturenpark Waldfrieden. Daraufhin orderte ihn die Kunstsammlungs-Chefin Marion Ackermann zur Verwandlung des allzu puristischen Schmela-Hauses in einen Salon der 1950er Jahre. Nun eröffnet er seine erste Galerie-Ausstellung bei Linn Lühn zur DC Open, dem Köln-Düsseldorfer Galerie-Reigen.
Über zehn Jahre lang jobbte Schmitten als Schüler und Student in einer Spielwarenfirma an der Graf-Adolf-Straße. Dort verkaufte er nicht nur, sondern gestaltete Spielfiguren in Knetmasse, die anschließend abgeformt und als Spielzeug in die Massenproduktion gingen. Vor allem lernte er den Modellbau, was ihm jetzt zugute kommt. Das reichte ihm aber noch nicht. 2010 lernte er ein Jahr an einer Schule in Hollywood, mit der Computersoftware umzugehen.
Er sagt: „Man hat eine Lampe, zieht sie lang, dreht sie und macht die tollsten Sachen mit ihr.“ 2013 ist er wieder in Los Angeles, diesmal mit einem Stipendium, und abermals in Hollywood. Anschließend kupfert er nicht etwa irgendwelche Bilder aus dem Netz ab, sondern gibt seine eigenen Zeichnungen ein und kommt bei der anschließenden Bearbeitung auf die tollsten Ideen für seine dreidimensionalen Werke.
Schon seine Abschlussarbeit beim Rundgang 2012 ließ aufhorchen, denn er verwandelte die Werkstatt in ein Heiligtum, mit lackierten Wänden und Böden sowie 108 mit Alufolie umhüllten Neonröhren. Die Vorhangstoffe waren Handarbeit. Prompt erhielt er den Akademiepreis. Das Geld (5000 Euro) hatte er dringend nötig, denn er hatte es sich für sein Projekt geliehen.
Das Schmela-Haus ist ein Höhepunkt seiner Kunst der „Einrichtung“, wie es Marion Ackermann nennt. Der minimalistische Bau des Architekten Aldo van Eyck mit seinem steinernen Grau ist wie verwandelt, denn die einstige Galerie brauchte als Veranstaltungsort dringend eine andere Atmosphäre.
Das Souterrain wie das Erdgeschoss erinnern jetzt an ein Spielcasino der 1950er Jahre. Die Form eines Roulette-Tisches hat Schmitten am Computer für einen Rednertisch in die Länge gezogen. Statt kalter Spots gibt es Leuchtstoffröhren mit farbigen Folien ummantelt, um die Atmosphäre blitzschnell zu ändern. Erstaunlich viel Messing ist verarbeitet, um gegen den Alu-Trend anzugehen.
Die Stühle fertigte er selber an, mit Rohren aus China, schliff, lackierte und bezog sie mit Polsterstoff. Das steinerne Rund, das van Eyck als Stütze für die erste Etage benutzt, zitiert Schmitten in einer kolossalen Lampe, die sich triumphal unter der Decke ausbreitet. Damit korresponiert das Podium, das er mit Licht ummantelt, so dass es zu schweben scheint.
Hetue eröffnet er bei Linn Lühn eine tolle Inszenierung. Auf einem runden Tisch sind all seine Modellideen versammelt, die er in den vergangenen Jahren für Räume, Installationen und Skulpturen hatte. Man muss sie nur abrufen, dann werden sie in realer Größe gebaut.