Künstler verlassen Oberkassel
200 Maler und Bildhauer im BBK verlassen ihr Quartier im Hintergelände der Comeniusstraße und ziehen nach Flingern.
Düsseldorf. Oberkassel galt einst als Zentrum der Maler und Schauspieler. Gustaf Gründgens und Ria Thiele lebten hier. Das alte Gloria und das Theater Vossen links waren berühmt. Die Kunstszene gruppierte sich um Richard Bloos, Edmund Kohlschein, Wilhelm Schmurr und Theo Champion. Heute halten zwar Günther Uecker, Andreas Gursky, Thomas Ruff, Claudia Rogge, Jörg Wiele und Gabriele Grosse dem Stadtteil die Treue, dennoch verlagert sich die Szene nach Flingern. Und eben dorthin zieht es jetzt auch den Düsseldorfer Berufsverband Bildender Künstler (BBK).
Dessen Wegzug aus dem Hintergelände der Comeniusstraße 1 kommt völlig überraschend. Die für Februar geplante, traditionelle „Februart“-Ausstellung wird auf den 27. Januar vorverlegt. Der Überblick über die Landschaft wird am 24. März schon am neuen Standort Birkenstraße 47 eröffnet, mit Kulturdezernent Hans-Georg Lohe als Festredner.
Wilfred H.G. Neuse, Sprecher des BBK Düsseldorf, hatte viele neue Freunde in Oberkassel gewonnen. Bei den Eröffnungen trafen sich Künstler, Kunstinteressierte, Bürgervereine und Bezirkspolitiker. Während andere Städte händeringend nach neuen BBK-Mitgliedern suchen, leistete man sich in Düsseldorf eine Aufnahme-Jury, die die Spreu vom Weizen trennte und nur noch zukunftsweisende Künstler aufnahm. Dichter wie Jens Prüss hielten Vorträge, zeitweilig führte der Verkehrs- und Verschönerungs-Verein (VVV) auch eigene Veranstaltungen durch.
Der Grund für den abrupten Abgang: Der Mietvertrag mit der Stadt läuft aus. Die Räume werden für die Oberkasseler Schulen benötigt. Die Stadt bleibt aber auch am neuen Standort Vertragspartner des BBK, sie mietet die 120 Quadratmeter Ausstellungs- und Lagerfläche, der BBK ist Untermieter.
Und Neuse freut sich: „Flingern ist ein aufstrebender Stadtteil. Es ist viel vitaler als Oberkassel. Die alternative Szene brodelt dort.“ Der Ansicht ist auch Fritz Aurin vom Vorstand des VVV: „Hier in Oberkassel ist das Publikum nicht so neugierig. Es kommt sich sehr elitär vor. Die Flingeraner sind kommunikativer, wenn es um Kunst und Kultur geht.“
Selbst Bezirksvorsteher Rolf Tups, der in Lörick zu Hause ist, wunderte sich kürzlich bei einem Besuch in Flingern, wie viele Oberkasseler er in den Lokalen traf. Manche Anlieger würden dort sogar im Taxi vorfahren. Dennoch, Tups, Aurin und der frühere Bezirksvorsteher Wolfgang Kamper bedauern des Wegzug des BBK. Der Verlust an Kreativität sei bitter, so Aurin.