Künstlerkollektiv „Lukas und“: Sie lassen Bilder statt Worte sprechen
Das Künstlerkollektiv „Lukas und“ gründete sich vor zwei Jahren. Im FFT Juta sorgt das Sextett jetzt für Aufsehen.
Düsseldorf. Noch ein wenig durcheinander wirken die drei jungen Frauen, kurz nachdem sie die Probe für ihr neues Stück „Die Landluft“ unterbrochen haben, um sich an dem gedeckten Tisch niederzulassen. Pressegespräche gehören noch nicht zur Routine des gerade einmal zwei Jahre alten Künstlerkollektivs „Lukas und“. Obwohl Johanna Seitz, Stine Hertel und Alice Ferl in jenen zwei Jahren schon für viel Aufsehen in der Düsseldorfer Theaterszene gesorgt haben. Zum Beispiel mit Affenmasken in einem Käfig beim Festival „Made in Düsseldorf“ des FFT Juta im Juni. Und dort stehen sie auch am Donnerstag wieder auf der Bühne.
Dieses Mal ohne Verkleidung. Doch auf „Spezialeffekte“ wird die Truppe auch bei „Die Landluft“ nicht verzichten. „Wir arbeiten installativ und nutzen gerne Effekte, Alice liebt einfach die Nebelmaschine“, berichtet Stine Hertel lachend. Um Natur und Tod geht es in der neuen Produktion. Um die Sehnsucht, die die Menschen aus der Zivilisation zieht, und die Begegnung mit der Vergänglichkeit. Aus ihren Gedanken konstruiert das Kollektiv dann Bilder.
Wie diese Bilder schließlich aussehen und was das Publikum hineininterpretiert, da gewähren die Theatermacher sich selbst und ihrer Arbeit Freiraum. „Wir glauben nicht daran, dass man einen Schauspieler auf die Bühne stellt und der alles steuert“, meint Hertel. Viel mehr überlasse sich das Team der Eigenmacht des Moments, der Fähigkeit des Bildes, sich selbst zu inszenieren.
Konkret bedeutet das, etwa das Bedienen der Technik, ob geplant oder nicht geplant, während der Vorstellung in die Installation zu integrieren. „Praktische Tätigkeiten werden so als Teil des Bildes wahrgenommen“, meint Johanna Seitz. Die Faszination für moderne Bühnentechnik schweißte das Team damals an der Justus-Liebig-Universität Gießen zusammen. Im Studium der Theaterwissenschaft lernte sich das Trio kennen, hinzu stießen Katharina Runte (mit Pudelmischung Lukas) und Bernhard Greif. „Trotz Stress konnten wir gut zusammenarbeiten und lachen, das ist ein gutes Zeichen“, sagt Hertel.
Die ersten gemeinsamen Projekte waren Ferls Doktorarbeit „Pietà“ und das Stück „Die keineswegs letzten Piraten, beide liefen im Januar beim Freischwimmer Festival und erhielten viel positive Resonanz. Nur in der Premiere von „Keineswegs die letzten Piraten“ habe sich ein skurriler Zwischenfall ereignet. Als plötzlich eine ältere Dame hochschoss, „Das ist doch nicht normal!“ grollte und lautstark aus dem Saal polterte. Das Publikum hätte nur gelacht. Eins zu null für „Lukas und“.
Zugegeben, seichte Unterhaltung ist das nicht, was das Kollektiv da auf die Bühne bringt. Der Anspruch ist eben ein anderer. Die Menschen anzuregen, sich mit dem Gesehenen auseinanderzusetzen, einen Zugang zu finden und vielleicht sogar im Austausch mit den Darstellern neue Perspektiven zu gewinnen: Das hat sich das Sextett zum Ziel gesetzt.