Kunstakademie: 13 Professoren lassen für den Rektor drucken
Zum Abschied von Markus Lüpertz editierten Kollegen eine Grafikmappe.
Düsseldorf. Thomas Grünfeld, Professor an der Kunstakademie, ist Bildhauer. Seine Skulpturen aus ausgestopften und befremdlich kombinierten Tieren sind berühmt. Doch nun entstand sein erster farbiger Druck. Die Sammler gerieten schier aus dem Häuschen, als sie das Werk sahen. Das Einzelblatt war sofort vergriffen.
Nur in einer Mappe mit Blättern zwölf weiterer Kollegen ist es noch zu haben. Es zeigt eine grüne, recht abstrahierte Nonne, deren Schleier am Rand ein keckes Violett hat und deren Gesicht an das Oval einer Rennbahn erinnert. Die merkwürdige Figur, eine Heilige Faustina, kann im Malkasten bewundert werden.
Dort hängen 13 große Blätter. Sie waren zunächst nur als Geschenk für den scheidenden Rektor Markus Lüpertz gedacht. Da es sich um eine 35er-Auflage handelt, haben auch Normalmenschen die Gelegenheit, die Mappe zu erwerben.
Es ist das erste Mal seit 24 Jahren, dass sich die Akademie-Professoren zu einer gemeinsamen Aktion zusammengeschlossen haben. Grafik war in der Vergangenheit ins Hintertreffen geraten. Tal R verhängte die Druckstöcke sogar mit Tüchern oder versteckte sie hinter Möbeln. Nun soll der Lehrstuhl an Siegfried Anzinger übergehen, der nicht nur ein berühmter Maler, sondern ein genialer, humoristischer Zeichner ist.
Doch nicht durch Grünfeld und Anzinger, sondern vor allem durch den Bildhauer und Rektor Tony Cragg erhält die Kunst auf Papier ein neues Gewicht. Cragg produziert außer kolossalen Werken in Bronze oder Aluminium auch Zeichnungen, Aquarelle, Lithos und Radierungen.
Zur Grafikedition steuerte er eine Komposition mit Nullen und Strichen bei. Das Blatt wirkt wie eine atmende, moussierende, vibrierende Landschaft. Cragg hat mit Pinsel und verdünnter Tusche die Zeichnung direkt auf den Lithostein gezeichnet. Die feinen Strukturen sind mit ihren hellen und dunklen Partien grandios gedruckt. Da ist nichts verlaufen oder verwischt. Alles wirkt glasklar und schön.
Die Ausstellung ist ein Spiegelbild für die Mentalität der Lehrenden. Anzinger, der begnadete Erzähler, nennt sein Litho "Selbdritt". Doch nicht Anna, Maria und der Jesusknabe werden dargestellt, sondern der Prorektor Siegfried Gohr.
Anzinger gibt dem sympathischen Gemütsmenschen einen dicken Bauch, eine lange Nase und ein üppiges Haupthaar und stellt ihm sein Spiegelbild gegenüber. Herbert Brandl präsentiert einen Verschnitt seiner beliebten Alpenmotive. Hubert Kiecol entlockt einer groben Spanplatte die schönsten Farben. Rosemarie Trockel und Andreas Schulze demonstrieren, was für grafische Qualitäten ein Foto erhält, wenn man mit Schutzlack, Duplex und Doppeldrucken hantiert.