Kunstsammlung: Junge Kunst mit Becher, Turner und Koran

Im großen Saal von K20 am Grabbeplatz wird der Brite Idris Khan entdeckt. Seine Arbeiten sind noch bis Anfang März zu sehen.

<strong>Düsseldorf. Der Koran, die heilige Schrift des Islam, hat 1987 Seiten. Idris Khan, ein junger britischer Künstler muslimischen Glaubens, hat das Buch auf den Scanner gelegt und alle knapp tausend Doppelseiten anschießend im Computer addiert und bearbeitet. Entstanden ist ein ungeheures Großfoto, das Buch der Bücher mit einem schwarzen Loch in der Mitte, wo die Knickkanten der Doppelseiten lagen.

Das satte Schwarz des Papier-Falzes scheint sich ins Bild zu saugen und zugleich in den Ausstellungsraum zu strömen. Die Ränder wirken durch die Addition der Seiten wie ein Trauerrand, die Suren bleiben geheimnisvoll unleserlich und verschlüsselt. Das Bild gewinnt dadurch eine faszinierende Energie.

Die ursprünglich isolierten Fotos wirken in den Hintergründen eher erzählerisch, vor allem aber erhalten sie ein erstaunlich grafisches Vibrato. Die Coolness der Bechers verwandelt sich in Unruhe, die Statik in Bewegung und die dokumentarische in expressive Kunst, denn Khan druckt das Ergebnis auf Fotopapier aus.

Eigenwillig sind auch die Noten-Überblendungen. Im Rückblick auf Bach und Schumann, Wagner und Mozart ziehen sich die Musikbeispiele zusammen, bei dem Kompendium aller Sonaten von Ludwig van Beethoven springt uns gar eine geballte Ladung expressiver Dunkelheit entgegen.

Der Betrachter meint, satte Kohlezeichnungen zu sehen und bemerkt erst beim Nähertreten an das Werk die flache Oberfläche der Fotografie. Wieder ist es dieses Konzentrieren bei einer gleichzeitigen Verweigerung des ursprünglich leserlichen und lesenswerten Motivs.

Idris Khan, im großen Saal von K20, Grabbeplatz bis 9.März, Öffnungszeiten: dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr, der Katalog kostet 16 Euro.