Lebenskrise in Musik und Bildern

Musiktheater: Der Medienkünstler Johannes Deutsch visualisiert Robert Schumanns "Manfred" in der Tonhalle.

Düsseldorf. Anlässlich des 200. Geburtstags von Robert Schumann sollen in der Tonhalle sämtliche Werke des Komponisten erklingen, also auch die selten gespielten. Zu den kaum aufgeführten Stücken gehört auch der "Manfred", eine Vertonung des gleichnamigen Gedichts von Lord Byron.

Meist wird der "Manfred" konzertant aufgeführt, weil er keine richtige Oper ist. Doch beim "Sternzeichen 4" am 26., 28. und 29. November mit den Düsseldorfer Symphonikern und dem Chor des Städtischen Musikvereins unter Leitung von Andrey Boreyko kümmert sich nun der Medienkünstler Johannes Deutsch um eine Visualisierung.

Über die Thematik des Manfred könne man viele Vergleiche zum Leben der Menschen heute anstellen, meint Deutsch. "Zum Beispiel entdecken wir im Laufe des Stückes, dass wir aus der Innenperspektive der Gedanken und Gefühle auf das Leben von Manfred schauen, wobei Manfred sein Leben als etwas ansieht, das am Ende angelangt ist."

Die Situation, Zeugen zu werden, wie ein Mensch sein Leben zu Ende denkt und darüber aus Kummer stirbt, erinnere ihn an bestimmte TV-Shows, in denen Menschen im Augenblick ihrer Krisen und Schicksalsschläge auf eine Bühne gehoben werden und alles öffentlich erleben müssen.

"Schumann hat eine sehr suggestive Musik geschaffen, die das Seelenleben Manfreds gestaltet", sagt der Medienkünstler, der nun mit seinen Visualisierungen genau dieser Vision Schumanns die Türen aufstoßen will. Entstehen sollen bewegte Bilder, die zwischen Handlungsablauf und Gefühlsstimmungen vermitteln. "Über all dem schwebt Manfred, eingeschlossen in einer Kapsel, und ist vor den Blicken des Publikums verborgen."

Aber das Gesicht des Manfred-Darstellers (Johann von Bülow) werde via Kamera auf die Panoramabilder projiziert und live gestalterisch eingearbeitet. So entstehe eine Art Gesamtkunstwerk in der Symbiose von Musik, Video und gesprochener Sprache.

Eine wichtige Rolle will Deutsch dabei die Kuppel der Tonhalle spielen lassen. Der Saal, an dessen räumliche Gegebenheiten die Inszenierung nun angepasst wird, sei Inspirationsquelle gewesen. "Ich habe alles darauf ausgerichtet, dass ihre Kugelform als Symbolik des Einblicks in einen abgeschlossenen Kosmos angesehen werden kann." Auch zu sehen sein soll das Panorama einer Alpenlandschaft, allerdings nicht im Sinne eines konkreten Handlungsorts, sondern als symbolisches Abbild von inneren Empfindungen und Konflikten.