Lesung Junge Literatur einmal anders erleben

Düsseldorf · Die Reihe „Zwischen/Miete“ organisiert in verschiedenen Städten Lesungen in WGs, Wohnzimmern, Küchen oder Gärten. Jetzt gibt es die Veranstaltung auch in Düsseldorf.

Am Mittwochabend las Yannic Han Biao Federer aus seinem Debütroman im Garten einer WG in Lierenfeld.

Foto: C. Hötzendorfer

Ein lauer Sommerabend im Garten einer WG in Lierenfeld. Rund 40 Gäste haben es sich auf Stühlen, Sofas und Sonnenliegen bequem gemacht, um in die Welt von Yannic Han Biao Federer einzutauchen, der einige Kapitel aus seinem im Februar erschienen Debütroman „Und alles wie aus Pappmaché“ vorträgt.

Die Lesung ist die Auftaktveranstaltung der Reihe „Zwischen/Miete NRW“ in Düsseldorf, die junge Literatur praktisch ins Wohnzimmer oder wie am Mittwochabend in den Garten bringt.

Nachwuchsschriftsteller können eine kleine Tour machen

„Die Idee entstand ursprünglich in Freiburg und kam über Stuttgart nach NRW“, verrät Journalist und Drehbuchautor Tilmann Strasser, der die Veranstaltung moderiert und gemeinsam mit dem Literaturbüro auf die Beine gestellt hat.

Strasser hat Augen und Ohren immer auf Empfang für Nachwuchsschriftsteller und ihre Werke, die damit auch eine kleine Tour machen können. Nach Lesungen in Münster, Wuppertal und Köln wurde es Zeit, dass auch die Landeshauptstadt ihre „ZwischenMiete“ bekommt.

„Wir gehen in WGs, Wohnzimmer, Küchen oder Gärten, kurz überall dorthin, wo das Herz für junge Literatur schlägt“, wirbt Strasser für das Konzept. Dazu gehört auch, dass die Termine zwar bekannt gegeben werden, die Locations aber erst, wenn ein Ticket gekauft wird. „Schließlich gehen wir ja in private Wohnungen und Räume“, stellt er klar und außerdem bleibt es so auch spannend für die Gäste, die Orte kennen lernen, die sie vielleicht bis dahin noch gar nicht auf dem Plan hatten.

„Ich finde die Idee schön, Literatur einmal anders zu erleben“, meint Nora Schön, eine der fünf Gastgeberinnen an diesem Abend.

Mit Yannic Han Biao Federer ist ein Talent am Start, das gerade erst beim Wettlesen in Klagenfurt im Rahmen der „43. Tage deutschsprachiger Literatur“ für den Ingeborg Bachmann-Preis angetreten ist. Den hat er zwar nicht bekommen, dafür hat Federer aber den 3Sat-Preis abgestaubt.

„Und wie war Klagenfurt?“, fragt Tilmann Strasser den Autor. Die beiden haben es sich auf einer Couch bequem gemacht. „Man kann dort gut essen“, versucht es Federer mit einer ausweichenden Antwort und gibt dann offen zu: „Ich habe noch nie vor einer Lesung so gelitten wie in Klagenfurt“. Das Wettlesen bedeutet für die 14 handverlesenen Teilnehmer enorm viel Druck. „Aber wir haben alle zusammengehalten und uns gegenseitig unterstützt, besonders wenn das Urteil der Jury nicht gut ausfiel“, gibt der 33-Jährige einen Einblick in den Literaturbetrieb.

In seinem Debütroman erzählt Federer, der Lehrbeauftragter an der Bonner Uni ist, von drei jungen Leuten, die er über eine Zeitspanne von 16 Jahren auf ihrem Weg durchs Leben auf der Suche nach Orientierung und Identität begleitet. Dabei mäandert er durch den Text, beinah atemlos springt er von einer Szene in die nächste, beschreibt scheinbar banale Alltagsbegebenheiten und -dialoge so plastisch, dass man glaubt dabei zu sein.

Zwei Kapitel liest der gebürtige Breisacher an diesem Abend vor. Dabei nimmt er sein Publikum mit nach Neapel und in die Heimat seiner Mutter Indonesien. Nach einer guten Stunde bleibt noch Zeit, für einen Plausch mit dem Autor bei einem Bier.

„Zwischen/Miete NRW“ geht jetzt in die Sommerpause. Der nächste Termin für eine Lesung ist für den 23. Oktober angesetzt. Infos zum Programm und Tickets unter: