Marian Kindermann: Neues Leben abseits der Theaterbühne

Nach vier Jahren kündigte der 28-Jährige im Schauspielhaus — um mehr Zeit für Fernsehrollen und die Musik zu haben.

Marian Kindermann: Neues Leben abseits der Theaterbühne
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Vier Jahre gehörte Marian Kindermann zum Ensemble des Schauspielhauses, begeisterte dort mit seinem betont körperlichen, athletischen Spiel als Pizzataxi-Fahrer in „Herr Koplert“, als Paris in „Romeo und Julia“ und in zahlreichen anderen Stücken, wie „Bunbury“ oder „Kasimir und Karoline“. Bei sechs Produktionen pro Saison wirkte er mit. Trotz Erfolg bei Publikum und Presse kündigte der 28-Jährige jetzt — um künftig mehr vor der Kamera zu stehen und Musik zu machen.

Wenn auch die Drehorte fern von Düsseldorf liegen — gerade kommt er aus Stuttgart und Leipzig — und er seit einigen Wochen bei seiner Freundin in Berlin wohnt, hat er immer noch ein Standbein am Rhein. Mit seiner Fünf-Mann-Band „Sex in Paris, Texas“, mit der er schon acht Konzerte gab — unter anderem beim New Pop Festival — wird er am 16. Januar im FFT seine erste Platte „Alles und die Tauben“ vorstellen.

Kindermann singt, spielt Gitarre und tingelt gerne durch Düsseldorfs Kneipen. Außerdem brachte er im Zakk das Projekt „Guten Morgen, Du Schöne“ heraus. Dabei ging es um starke Frauen der ehemaligen DDR und um die Frage: „Ist Feminismus heute noch aktuell?“ Marian Kindermann führte Gespräche mit den Frauen, schrieb Texte und inszenierte das Stück mit Hilfe von Dramaturgen im Zakk.

Wie sehr ihn die Musik umtreibt, sieht man: Kindermann ist fast immer mit seiner Gitarre unterwegs. Warum er das Schauspielhaus verließ? Direkt nach der Prüfung in der Münchener Schauspielschule kam er unter Intendantin Amélie Niermeyer dorthin. Und blieb, da die Nachfolger Staffan V. Holm und Manfred Weber ihm interessante Rollen anboten. Dem sportlichen Youngster machte es Spaß, „in neue Rollen hineinzuspringen“, immer alles zu geben und aus jeder Figur etwas zu machen.

Nach kurzer Zeit kam der nächste Wechsel in der Theaterleitung. „Dazu hatte ich dann keine Lust mehr.“ Er habe bemerkt, dass er sich bei Proben langweile und dadurch auch auf der Bühne langweilig wirke. Thema Eitelkeit. Natürlich gäbe es das in jedem Theater, sie gehöre dazu, behindere aber auch die Arbeit, da es zwischen Regisseuren und Schauspielern eine große Konkurrenz gebe. Für eine gute Produktion gelte: Beide müssen ihre Eitelkeiten hinter sich lassen.

In den letzten Jahren kamen vermehrt TV-Angebote. Denn Marian schaut gut aus, weiß sich vor der Kamera zu bewegen. Und erfüllt bei manchen Fernsehmachern das Rollen-Klischee vom hübschen, vertrauensvollen, reichen Schnösel. In zwei TV-Filmen, die 2015 gesendet werden, stand er vor der Kamera („Huck“ und einer Folge von Soko Leipzig). Kindermann meint, er habe Glück gehabt. Nachdem er gekündigt hatte, sei er sofort in Fernsehproduktionen untergekommen.

Das Drehen ermöglicht ihm immer wieder Auszeiten, die er nutzt, um Philosophie zu studieren und Zeit zu haben für seine Freundin. Kennengelernt haben sie sich während ihres Praktikums im Schauspielhaus. Warum Philosophie? Er wolle mehr verstehen vom Leben und nicht von einem Engagement ins nächste getrieben werden; denn nach Marians Abitur in Frankfurt lief alles gradlinig.

Von der Schauspielschule sofort ans Theater. Da war nie Zeit zum Nachdenken. Eines sei aber sicher: „Sobald ich wieder Lust habe, kehre ich auf die Theaterbühne zurück.“