Max Raabe in der Tonhalle: Zurück in goldene Zeiten

Max Raabe versetzt die Besucher der Tonhalle in die 20er Jahre. Große Melodien präsentiert er mit wohl dosiertem Wortwitz.

Düsseldorf. Wie zur Salzsäule erstarrt steht er am Mikrofon, die Hände korrekt an die Hosennaht gelegt und auch das Gesicht verrät keine Gefühlsregung.

In Zeiten, in denen große Gesten auf der Bühne im Trend liegen und manch ein Frontmann beim Konzert zu sportlichen Höchstleistungen aufläuft, wirkt das spartanische Bühnenprogramm von Max Raabe etwas fremd. In der nahezu ausverkauften Tonhalle versetzt er die Zuschauer damit geradezu in Jubelstürme.

Es ist, als hätte jemand die Uhr mächtig zurückgedreht und das Publikum mitten in die goldenen 20er Jahre versetzt, in denen die großen Tanzorchester in den eleganten Salons aufspielten und Sänger mit Pomade in den Haaren schick waren. Dazu trägt der vollmundige Sound sowie Raabes leicht nasale Stimme bei, die an die guten alten Schellack-Platte erinnert.

Dass es goldene Zeiten waren, zeigen großartige Melodien, die vom Palastorchester musikalisch auf höchstem Niveau interpretiert werden. Dabei geht die musikalische Reise vom Swing über Schlager und Charleston bis hin zum Walzer.

Bei den Stücken erweisen sich die zwölf Musiker als wahre Multiinstrumentalisten, da greift der Banjo-Spieler neben der Gitarre auch mal zur Violine und der Saxofonist beherrscht die Klarinette genauso wie den Begleitgesang für Max Raabe.

Auch die Texte der Evergreens überzeugen durch wohl dosierten Wortwitz, der sich hervorragend mit den süffisanten Moderationen des Sängers verträgt. So wenn Raabe mit wunderschön rollendem "R" in der Stimme und einer etwas altmodischen Wortwahl berichtet, dass man Liebeslieder auch bei der Arbeit hören kann, man bei der Liebe aber eher selten Arbeiterlieder höre.

Zu den drängenden zwischenmenschlichen Fragen gehört für den hochgewachsenen Künstler die Frage, wie man sich findet, genauso wie die Frage, wie man sich wieder los wird. "Bei Frauen und Männern handelt es sich eigentlich um grundverschiedene Lebensformen. Trotzdem duldet die Frau den Mann in ihrer Behausung. Sie braucht ja jemand, der ihr die Sektflasche öffnet oder jemand, der ihr etwas erklärt", frotzelt Raabe. Dabei überschreitet er nie die Grenze zum reinen Klamauk.

Zu gut überlegt wirken seine Bemerkungen, wenn er wieder mit steifem Schritt vom Piano ans Mikrofon schreitet. Selbst wenn dem Schlagzeuger die Röhrenglocken aus dem Gestell fallen und die Pause damit eingeläutet wird, bleibt die Inszenierung der Nostalgieshow perfekt im Plan.

Natürlich fehlen im neuen Programm "Heute Nacht oder nie" auch die großen Ohrwürmer nicht. Dazu zählen der "kleine grüne Kaktus" genauso wie "Singing in the Rain" oder "Bei mir bist Du schön". Sie runden ein gelungenes Konzert ab, das trotz der Pomade in den Haaren nie pomadig wirkt.