Neuer Streit um Beutekunst

Ein Anwalt fordert die Rückgabe eines weiteren Bildes. Im ersten Fall gibt es eine Annäherung.

Düsseldorf. Wenn es um Restitutionsfragen geht, zu denen die Rückgabe von Kunstwerken aus der Nazizeit an ihre rechtmäßigen Eigentümer gehört, stellte sich die Stadt bislang stur. Wie die WZ berichtete, lehnt sie die Forderung des Berliner Anwalts Tilo Siewer ab, das barocke Ölgemälde von Abraham Mignon, „Fruchtkorb an der Eiche“, an die Erben der einstigen Besitzerin Gertrud Bühler zurückzugeben. Begründung der Stadt: Das Bild gehöre ihr. Wie die WZ jetzt erfuhr, hat sich die starre Haltung gelockert. Kulturdezernent Hans-Georg Lohe trifft sich in der zweiten Augusthälfte mit den Erben von Gertrud Bühler. Er kündigt an: „Es wird ein offenes Gespräch sein.“

Vorausgegangen ist ein Schreiben von Bernd Neumann, Staatsminister von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Es richtete sich an Rechtsanwalt Tilo Siewer. Der letzte Satz aber war an Lohes Adresse gerichtet: „Ich würde mich freuen, wenn sich neben den Anspruchstellern auch die Stadt Düsseldorf dazu entscheidet, die beratende Kommission zur Schlichtung strittiger Restitutionsfälle unter Vorsitz von Jutta Limbach anzurufen.“

Lohe muss sich nun mit einem neuen Streitfall auseinander setzen. Diesmal geht es um ein Gemälde von Adolph von Menzel, „Pariser Wochentag“, das sich gleichfalls im Museum Kunstpalast befindet. Nach Auskunft von Rechtsanwalt Michael Barz gehörte es dem jüdischen Sammler und Banker George Eduard Behrens in Hamburg.

Das Bankhaus Behrens musste wie alle jüdischen Bankhäuser damals aufgegeben werden. In diesem Zusammenhang verkaufte Behrens auch den Menzel. Das Bild stand auf der Liste wertvoller Kulturgüter und kam nach Düsseldorf.

Anwalt Barz merkt im aktuellen Schreiben an die Düsseldorfer Ratsfraktion der Grünen an, es hätte schon Gespräche mit eventuellen Sponsoren gegeben, um das Bild im Kunstpalast zu halten. Die Geldgeber wollten die Forderungen der Erben erfüllen, so dass das Bild in Düsseldorf hätte bleiben können. Als sie erfuhren, dass die Stadt nicht die Schlichtungs-Kommission einschaltete, sprangen sie jedoch ab.

Lohe hält zu dem Juristen der Stadt, Ludwig von Pufendorf, und teilt dessen Meinung zu diesem Fall: Das Bild sei „kein Fall für die Kommission“. Die Grünen im Rat fordern zudem ein Gespräch mit Hans-Georg Lohe über die Bilder noch in der Sommerpause.