Zelle Asphaltkultur: „Es muss ein professioneller Graffiti-Schutz her“
Die Urheber äußern sich anonym zu der Übermalung ihres Lagerbildes am Güterbahnhof Derendorf.
Ärgern Sie sich über die „Übermalung“?
Zelle Asphaltkultur: Zunächst: Die aktuelle Übermalung ist nicht die erste, eigentliche Übermalung unseres Werks. Diese existierte nur wenige Tage und war offensichtlich von dilettantischen Graffiti-„Kids“ erstellt worden. Die seither sichtbaren Namens-Kürzel in Blockbuchstaben sind schon die Reaktion eines anderen, vielleicht darüber verärgerten Sprayers.
Empfinden Sie es als eine Zerstörung?
Zelle Asphalt: Ganz offensichtlich ist es eine solche.
Was denken Sie darüber?
Zelle Asphaltkultur: Es gibt in der Graffiti-Szene, wie in jeder anderen sogenannten „Jugendkultur“, weit mehr unreife Mitläufer und lernresistente Ignoranten als eigenständig denkende und umsichtig handelnde ernsthafte Menschen. Wir müssen da nachsichtig sein, denn womöglich waren wir selbst mal so. Allerdings bleibt zu hoffen, dass die besagten „Kids“ auch wirklich noch „Kids“ sind, sonst möchte man ihnen nahelegen, sich ein passenderes Hobby — eines dem sie geistig gewachsen sind — zuzulegen.
Ist eine Restaurierung durch Dritte in Ihrem Sinne?
Zelle Asphaltkultur: In diesem speziellen Fall: Ja, durchaus. Wir haben Herrn Abel vom Kulturausschuss schon ein Schreiben zukommen lassen, wie wir uns das vorstellen könnten. Allerdings schließen wir hierbei eine neuerliche ,geheime‘ Aktion auf Bestellung, die in den Medien schon nahegelegt wurde, aus. Eine Restaurierung ist nur auf professionelle Weise sinnvoll, und auch wir denken, dass Klaus Klinger und sein Verein dafür die geeigneten Ansprechpartner wären. Wir würden dafür einen exakten Entwurf erarbeiten und übermitteln. Es müsste auch ein professioneller Graffiti-Schutz darüber.
Teilen Sie die Empörung der Politiker hinsichtlich der Zerstörung Ihres Kunstwerks?
Zelle Asphaltkultur: Unsere Empfindung ist naturgemäß eine etwas persönlichere, dass unser Werk mit nicht mal handelsüblichem 08/15-Anfänger-Graffiti übermalt wird. Wer die Düsseldorfer Bahnstrecken entlang fährt, sieht sich im Vergleich zu anderen Städten meist mit Graffiti-Writing von unterirdischer Qualität konfrontiert, da gäbe es anderes zu übermalen, auch ganz in der Nähe, beispielsweise die nächste Garagenrückwand rechts von ,unserer‘. Aber wie wir die Verantwortlichen aus Politik und interessierter Bürgerschaft bereits haben wissen lassen, vertreten wir die Sichtweise, dass das Bild durch seine allgemeine Rezeption inzwischen gewissermaßen all denen gehört, die es mit wohlwollendem Interesse angenommen und für sich mit Bedeutung gefüllt haben. Wir waren wirklich positiv überrascht von soviel Anteilnahme, was kann man sich als Künstler mehr wünschen?