Zwischen Freiheit und Unsicherheit

Freie Szene präsentiert sich bei „Made in Düsseldorf“.

Düsseldorf. In dem Moment, in dem die Besucher den Raum im ersten Stock des Theatermuseums betreten, bricht eine Flut über sie herein. Eine Flut aus Bildern und Texten. Inmitten von Fetzen aus Straßenkarten und Werbekatalogen der Landeshauptstadt wispert eine Frau fiebrig die Namen der Stadtteile vor sich hin. Ein junges Mädchen in zerrissenen Strumpfhosen streunt ziellos umher, in der Hand eine offene Bierdose, in den Augen ein vorwurfsvoller, hoffnungsloser Ausdruck.

„Stadt-an-sich-ten“ heißt die Installation des Düsseldorfer Theaterkollektivs „Wellpapier“. „Wir wollen die Stadt aus einer neuen Sicht zeigen und einen kritischen Blick auf den Überfluss an Informationen werfen“, erklärt Regisseurin Julia Waldorf. Sie arbeitet professionell in der freien Theaterszene der Stadt, ist also nicht durch eine Festanstellung an ein bestimmtes Haus gebunden. Das hat Vor- und Nachteile, findet ihre Kollegin Charlotte Irene Grieser. „Man kann sich aussuchen, mit welchem Regisseur man arbeiten will und muss sich nach keinem Spielplan richten“, sagt die Schauspielerin.

Nachteil sei die Ungewissheit eines Lebens von Auftrag zu Auftrag. Der permanente Kampf um das nächste Engagement und das wirtschaftliche Überleben. „Das Verhältnis von freischaffenden und fest angestellten Schauspielern beträgt zehn zu eins“, weiß Anne Blankenberg vom Theatermuseum. Trotzdem fänden die freien Künstler weniger Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. Das Festival „Made in Düsseldorf“ am vergangenen Wochenende sollte für sie die Gelegenheit sein, sich einem großen Publikum zu präsentieren.

Viele der Künstler sind ständige Besucher auf den Bühnen von Theatermuseum und FFT. Zum Beispiel Ursula Burg aus Ratingen. Mit ihrer Gruppe „Die Karawane“ präsentierte sie am Samstag im FFT das Stück „theater, theater - OP rette sich wer kann“: einer Sinnsuche mit klassischen und surreal-modernen Theaterelementen. „Als freie Künstlerin hat man viel mehr Möglichkeiten, beim Entstehungsprozess eines Stücks mitzuwirken“, findet Burg. Dennoch beruhige es sie, durch ihren festen Job bei einer Agentur abgesichert zu sein.

Ob sich Julia Waldorf nach so viel Sicherheit sehnt? „Klar wäre die Anstellung in einem guten Haus toll“, sagt sie. „Aber ich bin nicht krampfhaft auf der Suche, sondern genieße die Arbeit und freue mich, meine Sicht auf die Dinge präsentieren zu können.“