Kultur Alle Musikschulen unter einem städtischen Dach?

Düsseldorf · Interview OB Thomas Geisel reagiert auf die Forderung nach mehr Lehrern mit einem Gegenvorschlag.

OB Thomas Geisel schlägt vor, dass die städtische Musikschule mit privaten Institutionen enger kooperiert.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Die städtische Clara-Schumann-Musikschule macht regelmäßig negative Schlagzeilen mit langen Wartelisten für Kinder, die Klavier, Gitarre oder Violine spielen wollen. Der Förderverein fordert mit fast 5000 Unterschriften von der Stadt, mehr Lehrer einzustellen und mehr Räume bereitzuhalten. Nach der CDU wollen nun auch die Grünen endlich Besserungen sehen.

Herr Geisel, die Verwaltung soll schlanker werden, aber viele Eltern fordern eine Aufstockung des Personals für die Clara-Schumann-Musikschule. Was sagen Sie dazu?

Geisel: Die Jugendmusikschule machte von sich aus den Spar-Vorschlag, der vom Hauptamt zertifiziert wurde, zehn Stellen zu streichen. Daraufhin kam Widerwillen auf. Und es gab eine Online-Petition. Wir müssen uns aber grundsätzliche Gedanken zur musikpädagogischen Ausbildung machen. Meine Erfahrung ist, dass die Musikschule viele Kinder gar nicht erreicht. Beim Gymnasium Koblenzer Straße gibt es einen wunderbaren Bläserkreis der fünften und sechsten Klasse, bei der Joseph Beuys-Gesamtschule ein wunderbares Orchester. Ich habe an beiden Standorten erfahren, dass kein einziges Kind überhaupt wusste, dass es eine städtische Musikschule gibt. Offenbar ist das Angebot längst nicht  überall bekannt.

Daraus folgt?

Geisel: Es gibt auf der anderen Seite eine ganze Reihe privater Musikschulen, die einen hohen, zuweilen sehr hohen Qualitätsanspruch erfüllen, aber wirtschaftliche Probleme haben. Denn sie müssen nicht nur die Lehrer bezahlen, sondern auch die Räume. Denen müssen wir helfen, damit das Angebot an Musikschulen breiter und transparenter wird – und  gute private neben der städtischen Musikschule bestehen können.

Wollen Sie deren Mieten übernehmen?

Geisel: Ich stelle mir vor, dass private Musikschulen mit qualitativ guten Angeboten städtische Räumlichkeiten unentgeltlich nutzen können und damit etwas von der Kostenlast befreit werden. Wir bauen im Augenblick so viele Schulen aus, da kann man die Räume für die Musik ab 14 oder 16 Uhr frei geben. Damit gelingt es uns, mehr als bisher Jugendliche zur Musik zu führen, ohne dass der Geldbeutel allein entscheidend ist. Und wir können darüber hinaus auch besonders Begabte, die zum Beispiel bei „Jugend musiziert“ gewonnen haben, durch Stipendien unentgeltlich ausbilden.

Wie stellen Sie sich das organisatorisch vor?

Geisel: Ich stelle mir ein städtisches Dach vor, unter dem es ein großes musikpädagogisches Angebot der jeweiligen Musikschulen gibt. Das bedeutet zwar mehr Verwaltungsaufgaben, aber es stellt sicher, dass Kinder, die begabt sind und Spaß haben, auch dann in den Genuss eines qualifizierten Musikunterrichts kommen, wenn die Eltern wenig Geld haben. Wir wollen kein Zwei-Klassen-Modell mit einer subventionierten städtischen und relativ teuren privaten Musikschulen. Wenn ich eine Subventionierung rechtfertige, so deshalb, weil Musikunterricht teuer ist. Entscheidend darf nicht der Geldbeutel sein, sondern das Interesse des Schülers an der Musik.

Werden Sie auch mehr Lehrer bei „Clara Schumann“ einstellen?

Geisel: Wir werden darüber entscheiden, wenn der Nachfolger von Peter Haseley gefunden ist, der in Pension geht. Die Ausschreibung läuft. Mit der neuen Leitung werden wir über die Weiterentwicklung der Musikschule insgesamt nachdenken, über die Höhe des Bedarfs, auch  in Kombination mit den privaten Musikschulen.