Open-Air-Kino Ein Hoch auf den Erfinder des schlechten Films
Düsseldorf · Oliver Kalkofe und Peter Rütten läuteten im Alltours-Open-Air-Kino ihre neue „SchleFaZ“-Staffel ein. Mit dem Auftakt-Film schufen sie historische Momente.
„Geschätzte Freunde des beschissenen Films und geschätzte Verehrer des Absurden, heute begrüßen wir euch voller Stolz und nobler Vorfreude zu einem wahrhaft historischen SchleFaZ-Abend, ja vielleicht sogar zum wichtigsten und grandiosesten SchleFaZ aller Zeiten“ – so sprach Kabarettist, Schauspieler und Moderator Oliver Kalkofe am Donnerstagabend von der Großleinwand im Alltours-Open-Air-Kino. Mit diesen Worten leitete Kalkofe den „SchleFaZ“-Film ein, den er mit Comedy-Autor Peter Rütten gedreht hat. Kalkofe und Rütten kamen aber auch höchstpersönlich auf die Freiluft-Bühne, um gemeinsam mit den zahlreichen Zuschauern die neue „SchleFaZ“-Sommerstaffel einzuläuten. Am Freitagabend startete sie dann beim Privatsender Tele5.
Kalkofe nutzt gerne die Übertreibung als satirisches Stilmittel, aber diesmal war mit dem Auftakt-Film der neuen „SchleFaz“-Staffel tatsächlich ein historischer Moment verbunden. Denn diesmal wählten die “Entertainment-Exkrement-Experten“ (O-Ton Kalkofe) einen Schundfilm-Klassiker, der dem Sendungstitel „Die Schlechtesten Filme aller Zeiten“ wahrscheinlich am gerechtesten wird: „Plan 9 aus dem Weltall“. Der US-amerikanische Regisseur Ed Wood jr. brachte ihn 1959 heraus und schrieb Filmgeschichte. Leider nicht auf die Weise, wie er sich das gewünscht hätte. 1979 erhielt er für seinen Science-Fiction-Horror-Streifen den „Golden Turkey Award“ – es war der erste Preis für schlechte Filmkunst in den USA, noch vor der „Goldenen Himbeere“. Und Ed Wood heimste den „Goldenen Truthahn“ problemlos ein. Seitdem gilt „Plan 9 aus dem Weltall“ als „schlechtester Film aller Zeiten“. Kalkofe und Rütten betrachten Ed Wood gar als Erfinder des vergurkten Films. Mittlerweile hat das „Murks-Movie“ in Trash-Kino-Sphären aber absoluten Kult-Status erlangt. Was bedeutete, dass Tele5 noch nie so viel Geld ausgeben musste, um für „SchleFaZ“ die Rechte für das Leinwand-Werk zu erwerben – auch das also ein historischer Moment.
Oliver Kalkofe und Peter Rütten nehmen sich den „begnadeten Begründer der internationalen Scheißfilm-Kultur“ in bewährter Manier vor. Sie präsentieren den Original-Film in Schwarzweiß. Er handelt davon, dass Außerirdische mit den Erdenbewohnern Kontakt aufnehmen, weil sie befürchten, dass die Menschen mit einer Solarbombe das ganze Weltall ausrotten könnten. Die Regierung bestreitet jedoch die Existenz von Außerirdischen. Um die Menschheit zu warnen, schicken die extraterrestrischen Existenzen ein Raumschiff auf einen Friedhof. Der Plan: Das Fabelwesen Ghulen soll Tote mit Strahlen beleben. Das macht er denn auch und eine abstruse Geschichte nimmt ihren Gang.
Der Film läuft nun aber nicht in einem Rutsch durch, stattdessen sezieren ihn Kalkofe und Rütten nach allen Regeln der Satire-Kunst. So blenden sie permanent schriftliche Kommentare ein. Etwa als Flugkapitän Jeff Trent seiner Ehefrau mitteilt, dass die über dem Land schwebenden Ufos aussehen würden wie Zigarren: „Dieses Untertassen-Ding von da oben sah NICHT aus wie eine Zigarre – außer Du rauchst Spiegeleier!“ Die beiden Komiker fügen häufig auch Hashtags an ihre Statements und machen sich somit auch über die gegenwärtige Kommunikationskultur in den Sozialen Medien lustig, im Falle der Ufo-Geschichte: „#WorstEyewitnessEver“.
Kalkofe und Rütten schneiden aber auch immer wieder Szenen von sich selbst hinein: Aus ihrem trashig eingerichteten Studio, in dem sie inmitten von Alien-Figuren, Filmplakaten, Halloween-Plastik-Grabsteinen mit Champagner und Whisky auf dem Tisch nochmals die Höhepunkte des Films abspielen und ironisch-sarkastisch auseinander nehmen. Dialoge, Requisiten oder szenische Einfälle. So zeigt sich Peter Rütten „besonders beeindruckt“ von dem Sprachcomputer, mit dem das US-amerikanische Militär die Botschaften der Außerirdischen verstehen kann. Ein Universal-Übersetzer noch lange vor dem Google-Translator, aber die Botschaften selbst müsse man immer noch mit Tonband aufnehmen.
Kalkofe und Rütten liefern erdrückend viele Beweise dafür, dass Ed Wood tatsächlich der Urvater des schlechten Films ist. Wortwitzig, kompetent, einfallsreich, kurzweilig. Ohne die satirische Begleitung von Kalkofe und Rütten wäre „Planet 9 aus dem Weltall“ vermutlich schwer zu ertragen. Doch mit ihrer „kinematographischen Kultursendung“ verwandeln sie das Schauen des B-Movies in ein unterhaltsames, ja spaßiges Kino-Erlebnis.
Die neue „SchleFaZ“-Staffel läuft ab jetzt bei Tele5 bis 11. Oktober. Am 30. August widmen sich Kalkofe und Rütten dem deutschen Erotik-Film „Dirndljagd am Kilimandscharo“ (1983). Mehr Infos im Netz unter: